Lyrik gegen den steifen Nacken

Lydia Dimitrow lädt uns zu einer Verabredung besonderer Art ein, dem Lyrik Speeddating. Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es um den schnellen Austausch zwischen den Teilnehmer*innen. Hierbei werden natürlich keine persönlichen Informationen ausgetauscht, sondern Lyrik. Ein Gedicht soll aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt werden und dies recht zügig. Lydia, die selbst beruflich Gedichte aus dem Französischen und Englischen übersetzt, gibt uns einige Hinweise. Form und Inhalt seien nicht zu trennen, meint sie. Dabei bezieht sie sich auf Rüdiger Zymner und seinen Begriff des Attraktors. Wo die Wissenschaft rhetorische Stilmittel in Texten als Störung betrachtet, sieht Zymner fesselnde Auffälligkeiten. Diesen gilt es nun bem Übersetzen zu beachten. Wir legen los. 

Das französische Gedicht, das wir übersetzen, sieht so aus:

Et pourtant et pourtant 

la lumière sans discontinuer

passe et repasse ses plumes

sur nos nuques raidies

José-Flore Tappy: Terre battue suivi de Lunaires. Editions Empreintes, 2008

Zuerst versuchen wir eine «Lesewelle» zu machen. Das heisst, alle Teilnehmer*innen sollen der Reihe nach das französische Gedicht lesen. Eine Welle wird zwar nicht draus, aber am Schluss haben es alle einmal gelesen. Jetzt bekommen wir fünf Minuten, um es zu übersetzen. 

Wir übersetzen es so: 

Und trotzdem und trotzdem

streift das Licht unablässig

seine Federn wieder und wieder

über unsere steifen Nacken

(Mara)

Und doch

streift das Licht

immer wieder und wieder seine Federn

über unsere steifen Nacken

(Selina)

Nachdem wir alle unsere Gedichte vorgetragen haben, kriegen wir noch etwas Überarbeitungszeit. In einem zweiten Anlauf verwandeln sich unsere Texte. Das Licht wird zur Erkenntnis und das etwas melancholisch klingende «und doch» wird zum aufmunternden «Doch, doch!» 

Und trotzdem und trotzdem

Streift die Erkenntnis unablässig

ihre Federn wieder und wieder

Über unsere steifen Nacken

(Mara)

Doch, doch!

Das Licht streicht

wieder und wieder sein Gefieder

über unsern steifen Hals

(Selina)

Randnotiz: Es ist jetzt schwer, unsere Gedichte hier beim Schreiben nicht nochmals etwas zu überarbeiten. Aber wir tun’s nicht. Die sind echt, wir schwören. 

Wir lesen in einer Abfolge, die schon eher an eine Welle erinnert als am Anfang, unsere zweiten Versionen vor. Trotz anfänglicher technischer Schwierigkeiten kommen zum Schluss die verschiedensten Übersetzungen zusammen. Die Teilnehmer*innen stützen sich beim zweiten Versuch auf die Vorschläge der anderen und passen einige Sachen an. Trotzdem ist keine Übersetzung gleich wie die nächste. Diese Übung hat aufgezeigt, wie man als Übersetzer*in nicht nur mechanisch übersetzt, sondern ein Gedicht immer transponiert und so auch etwas Neues schafft. 

Text: Selina Widmer und Mara Baccaro

Anime als Einstiegsdroge

Ausgestattet mit Stift und Papier – oder in meinem Fall etwas digitaler –, stehen wir in den Startlöchern für den Comic Workshop mit Nando von Arb. Lassen wir unserer Kreativität für einmal freien Lauf!

Das ist auch Nando von Arbs Motto: Einfach drauflos zeichnen, nicht zu viel nachdenken und schon gar keine «Erwachsenen-Filter» einschalten. Als Kinder hätten wir alle zeichnen können, wir hätten es einfach wieder verlernt.

Zu Beginn stellt der Comic-Künstler sein eigenes Werk vor. Seine autobiographische Graphic Novel 3 Väter ist gerade in Solothurn mit dem allerersten Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet worden und erzählt von seiner Kindheit in einer Patchworkfamilie mit drei Vätern und einer alleinerziehenden Mutter, die dabei an ihre Grenzen kommt. In seiner Geschichte tritt die Mutter als Vogel und der Vater als wildes Tier auf. Für das Schreiben und Illustrieren ist er sowohl emotional als auch stilistisch in seine Kindheit zurückgekehrt und hat sich von dieser Perspektive leiten lassen.

Genau das sollen nun auch wir versuchen: Denken und zeichnen wie wir das als Kinder gemacht haben, aus der Perspektive eines Kindes. Und wichtig: Einfach drauflos zeichnen! Menschen, mit denen wir noch eine Rechnung offen haben, als tierischen Charakter darstellen und kleine Geschichten entwickeln.

Geleitet von von Arbs Instruktionen und seinem liebevoll gestalteten Worksheet packen wir unsere Stifte und legen los. Es fällt mir schwer, meine perfektionistischen Gedanken und mein Bedürfnis nach Ästhetik zu unterdrücken oder wenigstens zu ignorieren: «Ich kann das nicht. Das sieht sowas von hässlich aus.» Obwohl wir eigentlich keinen Radiergummi benutzen sollten, verwende ich meine «Rückgängig-Taste» anfänglich alle zwei Sekunden. Mit jeder weiteren Illustration, für die uns von Arb jeweils ein paar Minuten Zeit lässt, fällt es mir jedoch leichter loszulassen. Einfach Spass haben und sehen, was ich da auf dem Bildschirm zum Leben erwecke.

Nach jeder Runde sind wir eingeladen, unsere Experimente und Versuche mit den anderen Teilnehmer*innen zu teilen. Ich traue mich noch nicht, aber es macht grosse Freude zu sehen, was bei den anderen entstanden ist. Ein Mädchen zeigt stolz ihre Zeichnung. Sie sei von einer Anime-Serie inspiriert gewesen. Für von Arb ist das keine Überraschung: Anime sei schliesslich eine typische «Anfängerdroge».

Schritt für Schritt werden so aus Menschen Giraffen, Schildkröten, Hunde und schliesslich Comicfiguren mit Emotionen und kleinen Geschichten. Zufrieden und entspannt endet der Workshop nach einer guten Stunde. Ich habe viel Neues gelernt und bin zur Ruhe gekommen. Es tut gut, den Kopf für ein paar Minuten einfach einmal auszuschalten und einfach nur zu zeichnen.

Zu Stimmungen zwischen Memento und Vision

Tom Kummer und Christoph Höhtker treffen sich zum Gespräch mit Stefan Humbel im Rahmen der Veranstaltung «Zu Stimmungen zwischen Memento und Vision». Sie diskutieren die Motive ihrer neuesten Bücher Nicht von schlechten Eltern und Schlachthof und Ordnung. Lorenz Ruesch, Dominik Fischer und Katharina Alder tickerten dazu live. 

[12:57] Lorenz Ruesch
Hmm, versprecht ihr euch etwas Konkretes vom Gespräch Kummer-Höhtker? Erwartungen, Wünsche?
[12:57] Katharina Alder
Ich kann mir vorstellen, dass es viel um Drogen, Tod und Wahrnehmung gehen wird. Und um Surrealismus.
[12:58] Dominik Fischer
S'ist thematisch ja sehr offen gehalten. Ich erwarte schon viel von den beiden, vor allem grossartige Unterhaltung!
[12:58] Katharina Alder
Zwei Mordskaliber. Aber das kann auch in die Hosen gehen.
[12:58] Lorenz Ruesch
Eine gutes Gespann, definitiv.
[12:58] Dominik Fischer
Das ist schon ein bisschen der «Main Event» der Literaturtage, oder?
[12:59] Katharina Alder
Wenn man's ein wenig quer mag. Für die Gesitteten ist wahrscheinlich eher das Gespräch mit Lukas Bärfuss der Main Event.  
[13:00] Lorenz Ruesch
Stimmt, Bärfuss war Mainstage, zur Primetime. Kurz nach Mittag ist ja eigentlich an Openairs nicht viel los, aber da unterscheiden sich die Literaturtage wahrscheinlich von Musikfestivals.

Liveübertragung des Gesprächs beginnt. 

[13:00] Katharina Alder
Da sitzen sie... ganz brav.
[13:01] Dominik Fischer
Der Moderator Stefan Humbel scheint auch ein bisschen eingeschüchtert.

[13:01] Katharina Alder
Stefan Humbel startet das Gespräch mit einer Einleitung zu Tom Kummer, Christoph Höhtker und ihren neuesten Büchern. Schnarch.
[13:02] Dominik Fischer
Durch diese einschläfernden, lang hingezogenen Buchzusammenfassungen erfährt die Vorfreude erstmal einen Dämpfer. 
[13:01] Lorenz Ruesch
Ja, da les ich lieber das Buch.
[13:02] Katharina Alder
Ist aber auch sehr schwierig, dieses Buch sinnvoll zusammenzufassen.
[13:02] Dominik Fischer
Oh lame...... Wieso nicht grad mit dem Gespräch starten?
[13:02] Katharina Alder
Ich finde, dieser Café litteraire-Stil wird dem Buch nicht gerecht. – Ok, jetzt Kummer.
[13:04] Dominik Fischer
Ich hoffe, dass Kummer und Höhtker diesen Buchclub-Stil gleich ausm Fenster werfen. Die sitzen schon ganz missmutig da.
[13:05] Lorenz Ruesch
Das stimmt. Bald sind fünf Minuten vergangen, ohne dass einer der Autoren ein Wort gesagt hat. Erinnert mich an die uferlosen Vorstellungen von Professor*innen an Gastvorlesungen, das ist auch so ein Phänomen.

[13:06] Dominik Fischer
«Der Roman spielt mit Nähe und Distanz.» Können wir bitte die Plattitüden des Moderators beiseite lassen und die Stars zu Wort kommen lassen?!
[13:06] Katharina Alder
Christoph Höhtker sieht aus wie der Götti meines Sohnes. Schon mal sympathisch.
[13:06] Dominik Fischer
Du bist offensichtlich parteiisch. ;)
[13:07] Katharina Alder
Oh, Seitenhieb. Tom Kummer gefällt Höhtkers Buch «aus ganz anderen Gründen als du [Stefan] gesagt hast.» Autsch.
[13:07] Lorenz Ruesch
«Wer von euch hat von wem abgeschrieben?». Keine schlechte Einstiegsfrage.
[13:07] Katharina Alder
Ja, aber die Bücher sind extrem unterschiedlich. Bei dieser Frage geht es natürlich auch um den «Stil» von Kummer, der ja der Plagiatskönig war...
[13:07] Dominik Fischer
Ja, Kummer grätscht grad mal schön in den Aufbau des Moderators und switcht grad zu Burroughs und psychedelischer Literatur. - Gangster!
[13:08] Katharina Alder
Mega Gangster.
[13:10] Katharina Alder
Kummer hat Höhtkers Buch erst grad gelesen, Höhtker Kummer heute Morgen noch husch gelesen.
[13:10] Dominik Fischer
Die beiden sind top vorbereitet.
[13:09] Katharina Alder
Kummer sieht am Schluss einen Funken Hoffnung. Bei Höhtker nicht, da wird Marc Troisier zu Wurst verarbeitet...
[13:09] Lorenz Ruesch
Gerade der Schluss von Kummers Buch hat mich nicht sehr überzeugt.
[13:10] Dominik Fischer
Jetzt kommentiert Kummer sein Verhältnis zur Schweiz: «Ich will mit der Schweiz nichts zu tun haben, sie irritiert mich, deshalb habe ich meinen Roman in der Nacht angesiedelt.» Spannend!
Schade, dass Humbel immer wieder versucht, Zusammenhänge zwischen Kummers und Hötkers Buch herzustellen. ​
[13:12] Katharina Alder
Mir ist das zu wenig. Der Moderator nimmt extrem den Wind aus der Sache raus.
Jetzt kommen die Drogen.

[13:15] Dominik Fischer
Kummer nimmt die Drogen direkt mit ins Studio.
[13:15] Lorenz Ruesch
... und platziert seine Schmerztabletten neben seinem Weinglas?
[13:16] Dominik Fischer
Kummer und Höhtker sind sich einig in der Kritik an der Benzos-Epidemie und der US-amerikanischen Drogenpolitik.
[13:17] Lorenz Ruesch
Ein Thema, das immer häufiger auftaucht in neueren Büchern... auch in Schertenleibs «Palast der Stille» am Rand zum Beispiel.
[13:20] Lorenz Ruesch
«Das sollte eigentlich gar kein konsumierbarer Roman werden.» Starke Aussage von Höhtker!
Da weiss Humbel gar nicht mehr was fragen.
[13:20] Katharina Alder
Ich bin ja so froh, dass Höhtker das sagt. Ich bin nach 20 Seiten durchgedreht und musste nochmals anfangen. Der Roman ist in der Tat nicht konsumierbar. Aber eben, wenn man keinen Druck hat, irgendwas verstehen zu müssen oder den Durchblick zu haben, ist er ziemlich geil! 
[13:22] Dominik Fischer
Cool zu sehen, wie stark sich Kummer auf Höhtkers Buch bezieht und sich in Lob ergeht. Humbel schwadroniert, Kummer und Höhtker holen mit ihrem lässigen Witz des Gespräch auf dem Boden zurück.​ Kummer übernimmt auch ein bisschen die Moderation und stellt die wirklich spannenden Fragen an Höhtker.
[13:23] Lorenz Ruesch
Ja, sie wirken wirklich angenehm relaxt und unaffektiert.
[13:26] Katharina Alder
Kummer interviewt Höhtker zu seinem neuen Buch Schlachthof und Ordnung!
[13:26] Dominik Fischer
Die beiden sind so auf einer Wellenlänge, dass es gar keine Moderation brauchen würde. 
[13:29] Katharina Alder
Höhtker nennt Toms Buch einen «dunklen Schweizer Heimatroman»!!! Treffende Analyse.

[13:29] Dominik Fischer
Kummer sieht wieder literarisches Potential in der Schweiz und findet sie auch als Wohnort wieder erträglich. 
[13:29] Katharina Alder
Genau, das langweilige Schweiz-Idyll: Immer alles rein und sauber. Die Schweiz würde mehr von Kummers Visionen vertragen: urban, düster, melancholisch. – Aber warum unterbricht jetzt der Humbel mit einem neuen Thema? Das wär doch jetzt spannend gewesen, die Schweiz als Kulisse... So kommt man null in die Tiefe.
[13:31] Lorenz Ruesch
Kummer bringt's wieder zurück auf die Mobilität und erzählt davon, wie seine Figur mit edlen Diplomatenkarren durch die nächtliche Schweiz cruisen. ​Den Innenraum dieser Luxusautos bezeichnet er als geisterhafte Zwischenwelt, die Diplomatenautos als «untouchables».
[13:32] Dominik Fischer
Spannend, die Luxusautos der Diplomatenklasse bieten sich als literarischer Zwischenort an. Dabei «fahren der Suizid und der Fährmann Charon aus der Unterwelt auch immer mit», kommentiert Kummer.
[13:33] Katharina Alder
Oh! Beides Nachttaxi-Fahrer...!!!
[13:33] Lorenz Ruesch
Das ist ja eine unerwartete biographische Verbindung: Höhtker als Nachttaxifahrer kann sich selbst sehr gut in die Erzählsituation in Kummers Buch hineinversetzen, erzählt er. Die Einsamkeit, die Kummer bei seinen nächtlichen Autofahrten durch die Schweiz schildert, hat Höhtker selbst erlebt.
[13:40] Lorenz Ruesch
Humbel sieht das Schreiben irgendwie mystischer als die Autoren selber. Will es ständig künstlich überhöhen. «Hat sich da bei Ihnen was reingeschlichen» etc. Kummer und Höhtker so: «Bö. Einfach mal machen, ist lustig.» Irgendwann kann diese laid-back-Attitüde auch ein bisschen viel werden, nicht? Verkauft sich Höhtker da nicht bewusst unter seinem Wert? Aber er ist mir trotzdem sehr sympathisch.
[13:43] Kathrin Alder
«Das Trauma des Nichtverstehens in seinen Büchern weiterverarbeiten.» Ich fühl mich ganz zu Hause bei Höhtker.
[13:45] Dominik Fischer
Flucht innerhalb des eigenen Landes wird zum Thema, die trostlosen Orte der Schweiz mythisch aufzuladen, das ist es, was Kummer versucht und ihm mit seinem «fantastischen Realismus» gelingt. Die Schweiz anders anzusehen, das ist vielleicht das Mittel, was Kummer braucht, um sich mit der Schweiz wieder anzufreunden.
[13:45] Lorenz Ruesch
Der harte Boden Schweiz vs. die Traumwelt Hollywoods.
[13:48] Kathrin Alder
Nun geht es um den Schreibprozess. Das Schriftsteller-Idyll an der Schreibmaschine. Macht die Ablenkung die Autor*innen zu schlechteren Schriftsteller*innen?
Oh, Dissonanz... Tom Kummer muss sich zwingen zu schreiben und quält sich. Schreiben als Kampf oder Spass?
[13:47] Lorenz Ruesch
Er muss sich «durch schlechte Sätze quälen», kommentiert Kummer. Erfrischend ehrlich, alle beide.
[13:47] Katharina Alder
Ich finde, diese beiden Ansätze widerspiegeln sich in ihren Büchern.
​[13:49] Dominik Fischer
Kummer sehnt sich jedenfalls zurück an seine Olivetti. 
[13:49] Lorenz Ruesch
Ich glaube nicht, dass Schlachthof und Ordnung von Hand oder auf Schreibmaschine geschrieben hätte werden können.
[13:50] Dominik Fischer
Höhtker ist da sehr schlicht, spielt das runter, das klingt so als ob der die Bücher am Computer einfach runter tippt. 
[13:50] Kathrin Alder
Aber ich kann mir gut vorstellen, dass er das auch macht. Die Texte klingen schon so. Der hat eine lustige Idee und haut sie rein.
[13:52] Dominik Fischer
Promptes Ende. Da hätte man (wie so oft an diesen knapp bemessenen Veranstaltungen an den SLT) noch länger zuhören können. Stark war das Gespräch v.a. dort, wo Kummer und Höhtker in den Dialog traten und Humbel ein wenig im Hintergrund trat. Beachtlich auch Kummers Interview-Fähigkeiten mit seinen spannenden Fragen an Höhkter und Höhtkers unglaubliche Gelassenheit.

Traduttore, Autore !

À la lecture de Béton armé de Philippe Rahmy, le texte nous frappe. Le rythme est travaillé. La succession de phrases courtes, les séries de virgules et les phrases longues amènent au constat suivant : la ponctuation n’est pas laissée au hasard. On devine, sans connaître l’auteur, qu’il est poète. Viennent alors, quand on songe à la traduction possible, tant de questions : comment rendre les sonorités ? Comment conserver le rythme ? Comment rendre l’émotion ?

On arrive à la conférence, avec ces interrogations bien en tête. Mais rapidement, le couperet tombe. La vidéoconférence nous limite. Pas d’espace de discussion, pas de question. Le suspense est à son comble : est-ce que les traducteurs vont répondre à mes questions ?

La séance commence. On présente les intervenants. Pierre Lepori prend la parole et présente Luciana Cisbani, traductrice expérimentée travaillant pour de grands éditeurs italiens, puis Yves Raeber, décrit comme un homme de théâtre. Il s’est mis à la traduction français-allemand sur le tard.


Pierre Lepori présente alors au public un extrait de Béton armé, lu par l’auteur. Les questions reviennent. Les intuitions semblent se confirmer par la déclamation de l’auteur lui-même.

Les traducteurs commencent à rentrer dans le vif du sujet. Luciana Cisbani évoque son expérience avec Pardon pour l’Amérique. Je ne l’ai pas lu. Elle souligne son impression de foisonnement, de torrent de mots. Comme dans Béton armé. Il faut rendre le souffle, l’angoisse, l’engagement politique, le cheminement du texte. Bref, rendre l’émotion. Jouer avec une langue à la structure propre. Elle explicite alors : il faut qu’à la fin l’émotion soit là.

Yves Raeber, avec douceur, complète le propos. Il se décrit comme un artisan. Il explique que pour rendre cette émotion, surtout dans Béton armé, il a dû aller à Shanghaï. Il s’est imprégné de la ville. Usant du livre comme d’un guide, il ne cherchait pas tant Shanghaï que la ville décrite par Rahmy.

Puis, les traducteurs nous lisent des extraits. Luciana Cisbani ne fait pas le choix de l’épreuve : elle ne choisit pas, en premier lieu, un texte difficile à traduire. Non, elle préfère un texte central d‘Allegra, un passage qui explique le titre de l’oeuvre. Elle fait le choix du lyrisme. Son deuxième extrait est un incipit de Pardon pour l’Amérique. Lui aussi assez marquant : „À cinquante ans passés, j’en suis encore à croire à l’être humain“. À côté, six traductions possibles, aucune n’est satisfaisante pour rendre le sens, rendre le flou.

C’est au tour d’Yves Raeber. Son extrait de Béton armé est complexe. Entre tendresse et violence, le passage parle de la maladie de Philippe Rahmy : les os de verre. Yves Raeber pointe les difficultés de traduction. Le diable se cache dans les détails. „Die“ et „des“ ne sont pas égaux. Mais le déterminant indéfini allemand ne rend pas non plus l’idée. Cependant, il ne nous parle pas que des cas insolubles, mais aussi des victoires, des fiertés, comme „Buchstabensätze“ pour „les phrases“, dans „Les phrases se plantaient comme des tiges d’acier“. „Sätze“ ne suffisait pas. Le mot choisi est plus compact, plus fort. Il est à la hauteur du ressenti. Même cas pour le titre : „Panzerung“, le blindage.

Des trahisons ? Non, justement pas ! Le mot n’est pas au centre. C’est l’émotion qui prime. L’ouvrage subit une réécriture. Pierre Lepori lui dit lui-même: les traductrices et les traducteurs sont des autrices et des auteurs.

Tandis qu’en arrière-fond, j’entends les intervenants parler de leurs traductions futures ou du moins de leurs traductions rêvées, me revient à l’esprit cette phrase lue récemment : „Ne m’avait-on pas enseigné qu’écrire était une manière de lire, lire une manière d’écrire ?“ En tout cas, j’ai désormais la certitude que traduire est une manière d’écrire et une manière de lire.




«Ich spreche eigentlich nicht gern über Bücher»

Geprellte, vom Leben gezeichnete Figuren und eine einzigartige, authentische Sprache. Das haben «Glück» und «Auf der Strecki», die beiden neuen Texte von Dragica Rajčić Holzner und Roland Reichen, gemeinsam. Beide sind ausserdem im Verlag «Der gesunde Menschenversand» in der «Edition Spoken Script» erschienen. Ihre besondere Sprache ist eine Mischung aus Dialekt und Hochsprache, ein «Zwitterwesen», das es so bei uns im Alltag gar nicht gibt. Doch wie kommen die beiden dazu?

«Ich spreche eigentlich nicht gern über Bücher», meint Rajčić gleich zu Beginn. Daher hat Moderator Stefan Humbel auch gleich schon ein «Fressäckli» mit Trumpf-Wörtern mit dabei. Die darin enthaltenen Schokoeier und Stichwörter werden dann aber letztendlich fast nicht gebraucht, denn trotz dieser Ankündigung fehlen, wie man bald merkt, weder Rajčić noch Reichen die Worte zu ihren Werken. Tatsächlich ist Rajčić‘ Aussage umso spannender, wenn man bedenkt, dass die Vorlage für ihren jetzigen Text ein Theaterstück war, das 2018 in Basel uraufgeführt wurde. Also ist «Glück» auf gewisse Weise bereits in der Vorstellung entstanden, einmal laut vorgelesen oder ausgesprochen zu werden. Wogegen sich Rajčić selber jedoch vehement sträubt: Die Stimme habe für sie eine grössere Wahrheit als das geschriebene Wort. Sie wolle das auseinanderhalten. Ja, bei einem Text, der von der Misshandlung und dem Missbrauch von Frauen handelt, ist das verständlich. Denn, wenn man diese Dinge laut ausspricht, könnten sie ja real sein. Indem man sie artikuliert, könnten sie tatsächlich wahr sein. Und das wäre verstörend, nicht?

Doch zurück zur Kunstsprache.

Als Nicht-Muttersprachlerin sehe sie in vielen Wörtern oft Bedeutungen, auf die Muttersprachler gar nicht mehr kommen würden, meint Rajčić. So wird bei ihr ein Blatt zum Beispiel nicht ausgefüllt, sondern «ausgefühlt». Reichen hingegen ist vom nahen Umfeld zu seinem Wortreichtum inspiriert. Er hört den Menschen zu und schöpft aus diesen Gesprächen für sein Schreiben. Jedoch sind sich beide einig: Diese einzigartige, ‚dialektal‘ gefärbte Sprache ist trotz ihres Bezugs zum Mündlichen, Alltäglichen nicht unbedingt authentischer als unser gebürtiges Hochdeutsch. Vielmehr ist diese Sprache authentisch gemacht und die Frage, die sich das Duo samt Moderator Stefan Humbel im Gespräch schliesslich stellt, lautet: Ist eine solche Kunstsprache besser geeignet für den Ausdruck von individuellem Schmerz und Leiden als eine puristische, deutsche Sprache? Und inwiefern läuft eine Kunstsprache weniger Gefahr, nivelliert zu werden als purer Schweizer Dialekt oder pures Hochdeutsch?

Vielleicht liegt ihr Reiz ja darin, dass sie uns irritiert beim Lesen. Und dass wir so auch genauer hinhören und hinschauen, worüber geschrieben wird.

Viele Hände und viel Politik

Das Radio läuft noch bei einer Teilnehmerin der Zoomsitzung, aber Moderator Donat Blum begrüsst unbeirrt und herzlich das eintrudelnde Publikum. Ich bin beim Skriptor Lyrik, wo unveröffentlichte Gedichte von Ruth Loosli im Kreise anderer Autor*innen besprochen werden. Dazu gehören Nora Gomringer, Flurina Badel, Johanna Lier, Daniela Huwyler und Milena Keller.

Die Texte sieht man als Teilnehmer*in im Chat, so kann man auch mitlesen, wenn Ruth Loosli ihre Gedichte vorliest. Und vor allem kommen so die formalästhetischen Eigenheiten der Texte zum Vorschein, die bei Looslis Text zum Tragen kommen, so die typographischen Spielereien mit fetter Schrift oder verschobenen Zeilen.

Die Leseeindrücke der anderen Autorinnen steuern schnell in eine gemeinsame Richtung: Viele Hände und viel Politik. Und weglassen könnte man einiges. Nein, nicht weglassen, meint Flurina Badel, oder vielleicht doch, aber dann für ein neues Gedicht verwenden. Einig sind sich alle darüber, dass die Texte von einer Autorin zeugen, die aus einem grossen Fundus schöpft. Nora Gomringer lobt Ruth Loosli für ihre politische Haltung. Sie teile diese mit ästhetischen Mitteln unmissverständlich mit, und das sei sehr mutig. Dem pflichtet auch Flurina Badel bei. Die Gedichte gehen auf spezielle Art und Weise mit der Flüchtlingsthematik um: Immer wieder findet ein Perspektivenwechsel statt, manchmal ist das lyrische Ich sogar selbst im Boot.

Gedicht Nummer 5 hat es besonders vielen angetan. In diesem Gedicht geht es nicht um Flüchtlinge, sondern um eine Hand, die einen Tumor skizziert. Es heisst Notiz auf dem Tisch. Das sei doch eigentlich genau das, was auch die Lyrik mache, wirft jemand ein. Hier werde die magische Bannkraft des Notierens angesprochen. Das wollen wir doch alle: Das Bedrohliche in Schrift und Bild bannen.

Satzfetzen loswerden

Auch nach einer kalten Dusche und einem starken Kaffee schweben in meinem Kopf immer noch Satzfetzen vom gestrigen Literaturtag umher. Das ist ein kläglicher Versuch, sie loszuwerden:

Der Konflikt wird auf der sprachlichen Ebene ausgetragen.

Ich weiss immer, was mit Prinz Harry los ist, aber nicht, wie’s meinem Bruder geht.

Therapie ist eine Frage des Milieus.

Les Jeveux et les Geaidequoi mangeaient des sangliers rôtis.

Wurstsalat wurde leider nicht gewählt.

Ich habe hier einen Fressack vorbereitet.

Ja, vielleicht erstmal die anderen aussteigen lassen, bitte?

Je vais vite voir s’il y a un dessert.

Gained in Translation

Patricia Klobusiczky gewährt uns beim Werkstattgespräch «Gläserner Übersetzer» Einblick in ihre Tätigkeit als Übersetzerin. Sie übersetzt live eine Passage aus dem Buch Quand le diable sortit de la salle de bains (Als der Teufel aus dem Badezimmer kam) von Sophie Divry vom Französischen ins Deutsche. 

Nach einer etwas lang geratenen Anmoderation von Ruth Gantert, in der es vor allem um technische Zoom-Angelegenheiten geht, legt Patricia Klobusiczky los. Sie weist darauf hin, dass der Verleger Mühe hatte, die Auslandsrechte für dieses Buch zu verkaufen, da es von vielen Lektor*innen als unübersetzbar abgestempelt wurde. Dem widerspricht sie jedoch. Unübersetzbarkeit ist ein Mythos, meint sie. Die Frage sei nur, wie sehr man selbst beim Übersetzen zur Schriftstellerin werden muss oder darf.

Patricia Klobusiczky wirft zielstrebig Synonyme in die Runde, übersetzt Satz für Satz. Sie gibt zu, dass sie mit ihrer Übersetzung zufrieden ist, es aber immer noch Dinge gibt, die besser sein könnten. Die Schwierigkeit dieses Buches sieht sie darin, dass die Autorin mit den unterschiedlichsten Schreibstilen experimentiert. Im Absatz, dem sich unsere gläserne Übersetzerin im Rahmen dieses Gesprächs widmet, hat sich Divry gekonnt im mittelalterlichen Feudalstil ausgedrückt. Gespannt folgen wir Klobusiczkys Überlegungen, diese Sprache so ins Deutsche zu übertragen, dass sie die Stilmittel beibehalten und gleichzeitig unnötige Gallizismen vermeiden kann. Dem Gebrauch zu vieler Fremdwörter hat sie aus persönlicher Überzeugung weitestgehend abgeschworen. Scheinbar mühelos meistert sie diese Aufgabe, wobei sie nur an wenigen Stellen bei der Wortwahl stolpert. 

Hier kommen dann sogleich die Teilnehmer*innen des Gesprächs zum Zuge, immer wieder werden Vorschläge aus dem Publikum laut. Welche Klobusiczky dankend annimmt. Der Junker reitet hoch zu Pferde umher, schreibt sie. Eine Teilnehmerin schlägt vor, dass er doch auf hohem Ross umherreiten könnte. Sie denke dabei an den französischen Ausdruck « monter sur ses grands chevaux ». Klobusiczky lacht. Genau, jetzt wird’s lustig. So müsse man denken, gerade bei diesem parodistischen Text. 

Dann steht sie bei dem Satz an: « Les Jeveux et les Geaidequoi mangeaient des sangliers rôtis en parlant de leurs voyages en Italie au futur, de leurs possessions foncières au présent, de leurs glorieux mariages au passé composé. » Wie sollte sie «passé composé» übersetzen? Sie entscheidet sich für «Perfekt», ist aber nicht sicher. Eine weitere Teilnehmerin meint, dass sie das Perfekt eine geniale Lösung fände, da es auf das «perfekte» Leben des Adels anspiele und den ironischen Unterton treffe. Stimmt, findet Klobusiczky. Es sei eben nicht so, dass man beim Übersetzen zwingend etwas verliere. Im Gegenteil. Gained in Translation! Auch Übersetzungen können etwas Neues und Unerwartetes leisten.

Mara Baccaro und Selina Widmer

Peut-on parler de créolisation de la littérature suisse?

Quand on lit un texte écrit dans une autre langue, on a tendance à ne pas se poser de questions sur le rôle que joue le traducteur dans l’élaboration de l’oeuvre. La dernière chose qu’on fait, en lisant un nouveau roman, c’est de regarder le nom du traducteur. Son travail est d’habitude perçu comme un métier artisanal et technique plus que créatif. Cependant, on est bien d’accord que c’est lui qui, sur un nouveau terrain linguistique, peut assurer le succès du livre ou le mener à l’échec. En passant du code d’une langue à celui de l’autre, le traducteur transporte vers une autre réalité culturelle, où il fait face au défi de rester fidèle au texte original tout en l’adaptant à la réalité étrangère.

Cette tension entre le texte original et la traduction change quand un auteur bilingue décide de rédiger lui-même une œuvre en deux langues ou de traduire son propre texte déjà écrit dans une autre langue. D’une part, il est libre de modifier son texte, de changer sa structure ou d’approfondir certains passages. Mais peut-on alors encore parler d’auto-traduction ou plutôt d’un nouveau texte dans une autre langue?

C’est là une des questions qui ont été abordées hier lors d’un entretien entre la traductrice Lydia Dimitrow et deux écrivains bilingues franco-italiens, Silvia Ricci Lempen et Pierre Lepori. Ils ont évoqué les principaux défis qu’ils affrontent lors de la rédaction de leurs textes, les façons de se traduire, ainsi que des situations où ils préfèrent faire appel à des traducteurs. 

L’auto-traduction est un phénomène complexe. Parfois, les deux versions apparaissent avec un écart de temps plus ou moins important; parfois, il s’agit de la traduction d’un texte publié il y a longtemps. De l’extérieur, on ne connaît pas toujours la raison pour laquelle un auteur a initialement préféré telle langue à telle autre.

Silvia Ricci Lempen insiste sur le fait que parfois, quand elle travaille sur un nouveau texte, elle peut alterner entre ses deux langues et rédiger un passage en français tandis que l’autre sera en italien. Cette approche lui permet de déboucher sur une rédaction finale de deux „textes originaux“ qui peuvent connaître des variations importantes au niveau de la structure et du contenu. L’autrice affirme que « l’univers linguistique », les particularités du milieu où se passe l’histoire, l’âge des personnages sont si différents selon le code culturel français ou italien que pour atteindre la réalisation de son idée, elle est parfois obligée de réinventer complètement des éléments de l’histoire. Ce ne sont pas seulement les différences linguistiques qui imposent ces changements, mais surtout les différences culturelles qui doivent être prises en considération. 

Sa position est entièrement partagée par Pierre Lepori qui a l’habitude de dresser l’histoire principale en une langue et de la traduire ensuite vers l’autre, avant de passer à une rédaction plus détaillée de chaque version séparément. À la fin, les lecteurs découvrent deux textes avec une base commune, mais qui sont différents dans leur développement : chacun d’eux est un original. Parfois, entre les publications, il y a un décalage temporel considérable et l’auteur n’a plus la même vision du sujet qu’autrefois ou pense avoir trouvé une meilleure façon de toucher ses lecteurs.

Les deux auteurs, qui se connaissent et s’apprécient, tombent d’accord qu’il n’est pas toujours possible de trouver, dans des cultures différentes, des équivalents linguistiques qui évoqueraient chez les lecteurs des sentiments identiques. Selon eux, la tâche la plus difficile est d’intégrer de façon compréhensible des éléments d’une culture dans un univers linguistique étranger. La solution de Silvia Ricci Lempen est radicale. Au lieu de garder un passage difficilement explicable ou d’essayer de rajouter un commentaire, elle propose de l’enlever entièrement  ou le déplacer  à un autre endroit où il pourrait être mieux intégré. En modifiant la structure de son texte elle amène son lecteur à découvrir de nouveaux chemins.

Silvia Ricci Lempen avoue également que parfois elle choisit d’écrire son nouveau livre non pas en italien, qui est sa langue maternelle, mais en français, qui est sa langue de scolarisation. Cela lui permet de prendre de la distance, de choisir une autre posture par rapport à un sujet sensible, et de rédiger ainsi une „œuvre littéraire“ au lieu d’un cri du cœur.

Une autre question abordée lors de l’entretien porte sur la possibilité pour la littérature suisse de subir une „créolisation“.  Comme la Suisse est un pays au moins quadrilingue, peut-on parler de métissage linguistique au sein d’un texte chez les écrivains plurilingues? Les positions de deux auteurs divergent et la réponse reste ouverte. L’explication selon eux peut se trouver dans la différence de la maîtrise linguistique. Pierre Lepori par exemple, après avoir vécu une grande partie de sa vie adulte en Suisse romande, a développé un sorte de phénomène à la Nabokov: dans son français, appris à l’âge adulte, comme il le dit, il n’a pas atteint la perfection qu’aurait un locuteur natif, tandis que son italien après de longues années de vie à l’étranger a commencé à perdre l’habileté d’autrefois.  Pour cette raison, Lepori exprime plus d’ouverture à toutes sortes d’expériences avec les langues. Silvia Ricci Lempen, quant à elle, a vécu une expérience linguistique et socio-culturelle très différente, ce qui montre peut-être sa réticence à ce sujet. Parfaitement bilingue, elle  revendique deux langues maternelles qui forment deux univers linguistiques distincts, dont elle a envie d’explorer et d’exploiter les spécificités à fond.

Performance littéraire : un jukebox fait de textes

Édition en ligne oblige, les règles du Jukebox littéraire se réinventent quelque peu. Pas de jeton, pas de scène, mais un espace informatique formé d’un chat animé, de présentateurs motivés, et d’auteur.trices inspiré.e.s. Pour preuve, pas moins de 92 mots ont été proposés dans la soirée : l’imagination des internautes s’est manifestée ! 16 d’entre eux ont été sélectionnés et soigneusement introduits par le talent musical d’Adrien Gygax. Antoinette Rychner, Odile Cornuz, Tanasgol Sabbagh et René Frauchiger nous ont alors offert 26 extraits de leurs textes.

Internautes et auteur.trices découvrent la sélection en même temps. Très vifs, les quatre invités ne laissent jamais à Adrien Gygax le temps de terminer ses chansons. L’exercice se révèle dynamique, divertissant et toujours surprenant. Derrière nos écrans, nous avons beau connaître le mot choisi, le contexte dans lequel il apparaît est la curiosité qui ne demande qu’à être comblée. „Palabre“ nous renvoie à la pauvreté et son intégration, „framboise“ à des questions de politesse, „autruche“ à ce terme – encore inaccepté par des esprits un peu étroits – qu’est autrice. Mais l’exercice n’est pas que francophone.

Sinneswandel, détour, sardonisch, sourcil, Rinnsal … mots allemands et mots français s’enchaînent, les langues s’entremêlent, causant parfois un léger embarras aux „animauteurs“, Adrien Gygax et Rafael Blatter – merci la polyphonie. Cette remarque, même si minime sur l’ensemble de la soirée, n’est pas sans importance. Non seulement les questions de traduction sont très présentes dans cette 42ème édition des Journées littéraires de Soleure, mais elles sont surtout à joindre à la lecture et à l’écoute des textes proposés. Deux germanophones et deux francophones „s’affrontent“ dans ce Jukebox, les textes lus sont donc autant en allemand qu’en français. Une question se pose alors à certain.e.s spectateur.trices : comment apprécier leur performance de lecture lorsqu’on ne comprend pas l’une des deux langues ? Moi-même – malgré toutes ces années de cours d’allemand – me trouvai parfois embarrassée face à certains textes. Je partis à la pêche aux mots connus, tentant ensuite de traduire certaines expressions par addition de ces termes bienvenus. Je m’embourbe, perds le fil, abandonne … et finis par comprendre.

É-cou-ter !

Le but même du Jukebox littéraire : découvrir des textes en écoutant leurs auteur-trices. Leurs lectures sont des performances. Tonalité, volume, expressions du visage, mouvements des mains forment un réseau d’indices sur le contenu de leurs textes – petit clin d’oeil spécial à Tanasgol Sabbagh qui a même chanté au mot „mélopée“. L’exercice se révèle être un véritable réveil des sens.

Entre surprise, créativité et sensibilité, le jukebox littéraire dévoile toute sa richesse.