Sind Autor*innen bessere Menschen?

Die Frage stellt sich schon bei der Anreise: Ist es im Moment moralisch vertretbar, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen statt mit dem Fahrrad, wie im Falle von Lukas Bärfuss, 110 Kilometer nach Solothurn zu radeln? Na ja, wer Geld habe, könne sich die Fahrt in der ersten Klasse jedenfalls leisten, meint Sandra Künzi. Nora Gomringer musste sich die Gretchenfrage nicht stellen, denn sie ist an diesem Abend live von Frankfurt aus per Video zugeschaltet.

Doch das Thema des Abends ist ja eigentlich Moral und Literatur. Moderator Lucas Marco Gisi stellt gleich zu Beginn die Hauptfrage: Ist Literatur verpflichtet, sich an moralische Gesetzmässigkeiten zu halten und diese zu reflektieren? Nein, findet Künzi sogleich, Autor*innen seien nicht bessere Menschen. Von der schöngeistigen, nicht besonders machtvollen Literatur verlange man immer, dass sie moralisch sei. Dabei sollte ihrer Meinung nach Politik und Wirtschaft diesen Anspruch haben.

Damit ist Bärfuss nicht ganz einverstanden. «Sprache ist immer moralisch», findet er, schliesslich müsse man über seinen Wortschatz stets bestimmen. Und da gibt Bärfuss, ganz Systematiker, auch schon den Anstoss zu einer Begriffsdiskussion, denn was bedeute «Moral» überhaupt? Seien damit universelle Werte gemeint, oder habe das Ganze womöglich, wie Gomringer aus Frankfurt anmerkt, auch mit dem/r Adressat*in zu tun? Sobald man ein Gegenüber habe, das man überzeugen und verführen will, richte man sich dann nicht nach einer bestimmten Moral oder Sittlichkeit?

Bärfuss jedenfalls glaubt an die Macht der Sprache. Es sei schliesslich wissenschaftlich bewiesen, dass die Artikulation eines Wortes im Kopf ein Aktionspotential freisetze und damit auf eine Tat vorbereite. In anderen Worten: Dächten wir «Hammer», spannten sich unsere Muskeln und wölbe sich unsere Hand schon um den imaginären Griff, um etwas damit niederzumähen. Auch Nora Gomringer ist von der Macht der Literatur überzeugt, ihre Leser*innen zu einer moralischen Reflexion ihres Handelns zu bewegen. Ein möglicher Beweis: In Gebieten, die sich in Richtung Diktatur neigten, würden die Dichter als allererstes ruhig gestellt. Es fällt das Stichwort Ungarn.

Fazit: Sollte man also in der momentanen Situation nicht am besten Autor*innen ins Bundeshaus Bern einladen? Schliesslich sind sie die eigentlichen Profis im Modellieren von (moralischen) Szenarien.

«Ich spreche eigentlich nicht gern über Bücher»

Geprellte, vom Leben gezeichnete Figuren und eine einzigartige, authentische Sprache. Das haben «Glück» und «Auf der Strecki», die beiden neuen Texte von Dragica Rajčić Holzner und Roland Reichen, gemeinsam. Beide sind ausserdem im Verlag «Der gesunde Menschenversand» in der «Edition Spoken Script» erschienen. Ihre besondere Sprache ist eine Mischung aus Dialekt und Hochsprache, ein «Zwitterwesen», das es so bei uns im Alltag gar nicht gibt. Doch wie kommen die beiden dazu?

«Ich spreche eigentlich nicht gern über Bücher», meint Rajčić gleich zu Beginn. Daher hat Moderator Stefan Humbel auch gleich schon ein «Fressäckli» mit Trumpf-Wörtern mit dabei. Die darin enthaltenen Schokoeier und Stichwörter werden dann aber letztendlich fast nicht gebraucht, denn trotz dieser Ankündigung fehlen, wie man bald merkt, weder Rajčić noch Reichen die Worte zu ihren Werken. Tatsächlich ist Rajčić‘ Aussage umso spannender, wenn man bedenkt, dass die Vorlage für ihren jetzigen Text ein Theaterstück war, das 2018 in Basel uraufgeführt wurde. Also ist «Glück» auf gewisse Weise bereits in der Vorstellung entstanden, einmal laut vorgelesen oder ausgesprochen zu werden. Wogegen sich Rajčić selber jedoch vehement sträubt: Die Stimme habe für sie eine grössere Wahrheit als das geschriebene Wort. Sie wolle das auseinanderhalten. Ja, bei einem Text, der von der Misshandlung und dem Missbrauch von Frauen handelt, ist das verständlich. Denn, wenn man diese Dinge laut ausspricht, könnten sie ja real sein. Indem man sie artikuliert, könnten sie tatsächlich wahr sein. Und das wäre verstörend, nicht?

Doch zurück zur Kunstsprache.

Als Nicht-Muttersprachlerin sehe sie in vielen Wörtern oft Bedeutungen, auf die Muttersprachler gar nicht mehr kommen würden, meint Rajčić. So wird bei ihr ein Blatt zum Beispiel nicht ausgefüllt, sondern «ausgefühlt». Reichen hingegen ist vom nahen Umfeld zu seinem Wortreichtum inspiriert. Er hört den Menschen zu und schöpft aus diesen Gesprächen für sein Schreiben. Jedoch sind sich beide einig: Diese einzigartige, ‚dialektal‘ gefärbte Sprache ist trotz ihres Bezugs zum Mündlichen, Alltäglichen nicht unbedingt authentischer als unser gebürtiges Hochdeutsch. Vielmehr ist diese Sprache authentisch gemacht und die Frage, die sich das Duo samt Moderator Stefan Humbel im Gespräch schliesslich stellt, lautet: Ist eine solche Kunstsprache besser geeignet für den Ausdruck von individuellem Schmerz und Leiden als eine puristische, deutsche Sprache? Und inwiefern läuft eine Kunstsprache weniger Gefahr, nivelliert zu werden als purer Schweizer Dialekt oder pures Hochdeutsch?

Vielleicht liegt ihr Reiz ja darin, dass sie uns irritiert beim Lesen. Und dass wir so auch genauer hinhören und hinschauen, worüber geschrieben wird.

Satzfetzen loswerden

Auch nach einer kalten Dusche und einem starken Kaffee schweben in meinem Kopf immer noch Satzfetzen vom gestrigen Literaturtag umher. Das ist ein kläglicher Versuch, sie loszuwerden:

Der Konflikt wird auf der sprachlichen Ebene ausgetragen.

Ich weiss immer, was mit Prinz Harry los ist, aber nicht, wie’s meinem Bruder geht.

Therapie ist eine Frage des Milieus.

Les Jeveux et les Geaidequoi mangeaient des sangliers rôtis.

Wurstsalat wurde leider nicht gewählt.

Ich habe hier einen Fressack vorbereitet.

Ja, vielleicht erstmal die anderen aussteigen lassen, bitte?

Je vais vite voir s’il y a un dessert.

Gained in Translation

Patricia Klobusiczky gewährt uns beim Werkstattgespräch «Gläserner Übersetzer» Einblick in ihre Tätigkeit als Übersetzerin. Sie übersetzt live eine Passage aus dem Buch Quand le diable sortit de la salle de bains (Als der Teufel aus dem Badezimmer kam) von Sophie Divry vom Französischen ins Deutsche. 

Nach einer etwas lang geratenen Anmoderation von Ruth Gantert, in der es vor allem um technische Zoom-Angelegenheiten geht, legt Patricia Klobusiczky los. Sie weist darauf hin, dass der Verleger Mühe hatte, die Auslandsrechte für dieses Buch zu verkaufen, da es von vielen Lektor*innen als unübersetzbar abgestempelt wurde. Dem widerspricht sie jedoch. Unübersetzbarkeit ist ein Mythos, meint sie. Die Frage sei nur, wie sehr man selbst beim Übersetzen zur Schriftstellerin werden muss oder darf.

Patricia Klobusiczky wirft zielstrebig Synonyme in die Runde, übersetzt Satz für Satz. Sie gibt zu, dass sie mit ihrer Übersetzung zufrieden ist, es aber immer noch Dinge gibt, die besser sein könnten. Die Schwierigkeit dieses Buches sieht sie darin, dass die Autorin mit den unterschiedlichsten Schreibstilen experimentiert. Im Absatz, dem sich unsere gläserne Übersetzerin im Rahmen dieses Gesprächs widmet, hat sich Divry gekonnt im mittelalterlichen Feudalstil ausgedrückt. Gespannt folgen wir Klobusiczkys Überlegungen, diese Sprache so ins Deutsche zu übertragen, dass sie die Stilmittel beibehalten und gleichzeitig unnötige Gallizismen vermeiden kann. Dem Gebrauch zu vieler Fremdwörter hat sie aus persönlicher Überzeugung weitestgehend abgeschworen. Scheinbar mühelos meistert sie diese Aufgabe, wobei sie nur an wenigen Stellen bei der Wortwahl stolpert. 

Hier kommen dann sogleich die Teilnehmer*innen des Gesprächs zum Zuge, immer wieder werden Vorschläge aus dem Publikum laut. Welche Klobusiczky dankend annimmt. Der Junker reitet hoch zu Pferde umher, schreibt sie. Eine Teilnehmerin schlägt vor, dass er doch auf hohem Ross umherreiten könnte. Sie denke dabei an den französischen Ausdruck « monter sur ses grands chevaux ». Klobusiczky lacht. Genau, jetzt wird’s lustig. So müsse man denken, gerade bei diesem parodistischen Text. 

Dann steht sie bei dem Satz an: « Les Jeveux et les Geaidequoi mangeaient des sangliers rôtis en parlant de leurs voyages en Italie au futur, de leurs possessions foncières au présent, de leurs glorieux mariages au passé composé. » Wie sollte sie «passé composé» übersetzen? Sie entscheidet sich für «Perfekt», ist aber nicht sicher. Eine weitere Teilnehmerin meint, dass sie das Perfekt eine geniale Lösung fände, da es auf das «perfekte» Leben des Adels anspiele und den ironischen Unterton treffe. Stimmt, findet Klobusiczky. Es sei eben nicht so, dass man beim Übersetzen zwingend etwas verliere. Im Gegenteil. Gained in Translation! Auch Übersetzungen können etwas Neues und Unerwartetes leisten.

Mara Baccaro und Selina Widmer

Peut-on parler de créolisation de la littérature suisse?

Quand on lit un texte écrit dans une autre langue, on a tendance à ne pas se poser de questions sur le rôle que joue le traducteur dans l’élaboration de l’oeuvre. La dernière chose qu’on fait, en lisant un nouveau roman, c’est de regarder le nom du traducteur. Son travail est d’habitude perçu comme un métier artisanal et technique plus que créatif. Cependant, on est bien d’accord que c’est lui qui, sur un nouveau terrain linguistique, peut assurer le succès du livre ou le mener à l’échec. En passant du code d’une langue à celui de l’autre, le traducteur transporte vers une autre réalité culturelle, où il fait face au défi de rester fidèle au texte original tout en l’adaptant à la réalité étrangère.

Cette tension entre le texte original et la traduction change quand un auteur bilingue décide de rédiger lui-même une œuvre en deux langues ou de traduire son propre texte déjà écrit dans une autre langue. D’une part, il est libre de modifier son texte, de changer sa structure ou d’approfondir certains passages. Mais peut-on alors encore parler d’auto-traduction ou plutôt d’un nouveau texte dans une autre langue?

C’est là une des questions qui ont été abordées hier lors d’un entretien entre la traductrice Lydia Dimitrow et deux écrivains bilingues franco-italiens, Silvia Ricci Lempen et Pierre Lepori. Ils ont évoqué les principaux défis qu’ils affrontent lors de la rédaction de leurs textes, les façons de se traduire, ainsi que des situations où ils préfèrent faire appel à des traducteurs. 

L’auto-traduction est un phénomène complexe. Parfois, les deux versions apparaissent avec un écart de temps plus ou moins important; parfois, il s’agit de la traduction d’un texte publié il y a longtemps. De l’extérieur, on ne connaît pas toujours la raison pour laquelle un auteur a initialement préféré telle langue à telle autre.

Silvia Ricci Lempen insiste sur le fait que parfois, quand elle travaille sur un nouveau texte, elle peut alterner entre ses deux langues et rédiger un passage en français tandis que l’autre sera en italien. Cette approche lui permet de déboucher sur une rédaction finale de deux „textes originaux“ qui peuvent connaître des variations importantes au niveau de la structure et du contenu. L’autrice affirme que « l’univers linguistique », les particularités du milieu où se passe l’histoire, l’âge des personnages sont si différents selon le code culturel français ou italien que pour atteindre la réalisation de son idée, elle est parfois obligée de réinventer complètement des éléments de l’histoire. Ce ne sont pas seulement les différences linguistiques qui imposent ces changements, mais surtout les différences culturelles qui doivent être prises en considération. 

Sa position est entièrement partagée par Pierre Lepori qui a l’habitude de dresser l’histoire principale en une langue et de la traduire ensuite vers l’autre, avant de passer à une rédaction plus détaillée de chaque version séparément. À la fin, les lecteurs découvrent deux textes avec une base commune, mais qui sont différents dans leur développement : chacun d’eux est un original. Parfois, entre les publications, il y a un décalage temporel considérable et l’auteur n’a plus la même vision du sujet qu’autrefois ou pense avoir trouvé une meilleure façon de toucher ses lecteurs.

Les deux auteurs, qui se connaissent et s’apprécient, tombent d’accord qu’il n’est pas toujours possible de trouver, dans des cultures différentes, des équivalents linguistiques qui évoqueraient chez les lecteurs des sentiments identiques. Selon eux, la tâche la plus difficile est d’intégrer de façon compréhensible des éléments d’une culture dans un univers linguistique étranger. La solution de Silvia Ricci Lempen est radicale. Au lieu de garder un passage difficilement explicable ou d’essayer de rajouter un commentaire, elle propose de l’enlever entièrement  ou le déplacer  à un autre endroit où il pourrait être mieux intégré. En modifiant la structure de son texte elle amène son lecteur à découvrir de nouveaux chemins.

Silvia Ricci Lempen avoue également que parfois elle choisit d’écrire son nouveau livre non pas en italien, qui est sa langue maternelle, mais en français, qui est sa langue de scolarisation. Cela lui permet de prendre de la distance, de choisir une autre posture par rapport à un sujet sensible, et de rédiger ainsi une „œuvre littéraire“ au lieu d’un cri du cœur.

Une autre question abordée lors de l’entretien porte sur la possibilité pour la littérature suisse de subir une „créolisation“.  Comme la Suisse est un pays au moins quadrilingue, peut-on parler de métissage linguistique au sein d’un texte chez les écrivains plurilingues? Les positions de deux auteurs divergent et la réponse reste ouverte. L’explication selon eux peut se trouver dans la différence de la maîtrise linguistique. Pierre Lepori par exemple, après avoir vécu une grande partie de sa vie adulte en Suisse romande, a développé un sorte de phénomène à la Nabokov: dans son français, appris à l’âge adulte, comme il le dit, il n’a pas atteint la perfection qu’aurait un locuteur natif, tandis que son italien après de longues années de vie à l’étranger a commencé à perdre l’habileté d’autrefois.  Pour cette raison, Lepori exprime plus d’ouverture à toutes sortes d’expériences avec les langues. Silvia Ricci Lempen, quant à elle, a vécu une expérience linguistique et socio-culturelle très différente, ce qui montre peut-être sa réticence à ce sujet. Parfaitement bilingue, elle  revendique deux langues maternelles qui forment deux univers linguistiques distincts, dont elle a envie d’explorer et d’exploiter les spécificités à fond.

Performance littéraire : un jukebox fait de textes

Édition en ligne oblige, les règles du Jukebox littéraire se réinventent quelque peu. Pas de jeton, pas de scène, mais un espace informatique formé d’un chat animé, de présentateurs motivés, et d’auteur.trices inspiré.e.s. Pour preuve, pas moins de 92 mots ont été proposés dans la soirée : l’imagination des internautes s’est manifestée ! 16 d’entre eux ont été sélectionnés et soigneusement introduits par le talent musical d’Adrien Gygax. Antoinette Rychner, Odile Cornuz, Tanasgol Sabbagh et René Frauchiger nous ont alors offert 26 extraits de leurs textes.

Internautes et auteur.trices découvrent la sélection en même temps. Très vifs, les quatre invités ne laissent jamais à Adrien Gygax le temps de terminer ses chansons. L’exercice se révèle dynamique, divertissant et toujours surprenant. Derrière nos écrans, nous avons beau connaître le mot choisi, le contexte dans lequel il apparaît est la curiosité qui ne demande qu’à être comblée. „Palabre“ nous renvoie à la pauvreté et son intégration, „framboise“ à des questions de politesse, „autruche“ à ce terme – encore inaccepté par des esprits un peu étroits – qu’est autrice. Mais l’exercice n’est pas que francophone.

Sinneswandel, détour, sardonisch, sourcil, Rinnsal … mots allemands et mots français s’enchaînent, les langues s’entremêlent, causant parfois un léger embarras aux „animauteurs“, Adrien Gygax et Rafael Blatter – merci la polyphonie. Cette remarque, même si minime sur l’ensemble de la soirée, n’est pas sans importance. Non seulement les questions de traduction sont très présentes dans cette 42ème édition des Journées littéraires de Soleure, mais elles sont surtout à joindre à la lecture et à l’écoute des textes proposés. Deux germanophones et deux francophones „s’affrontent“ dans ce Jukebox, les textes lus sont donc autant en allemand qu’en français. Une question se pose alors à certain.e.s spectateur.trices : comment apprécier leur performance de lecture lorsqu’on ne comprend pas l’une des deux langues ? Moi-même – malgré toutes ces années de cours d’allemand – me trouvai parfois embarrassée face à certains textes. Je partis à la pêche aux mots connus, tentant ensuite de traduire certaines expressions par addition de ces termes bienvenus. Je m’embourbe, perds le fil, abandonne … et finis par comprendre.

É-cou-ter !

Le but même du Jukebox littéraire : découvrir des textes en écoutant leurs auteur-trices. Leurs lectures sont des performances. Tonalité, volume, expressions du visage, mouvements des mains forment un réseau d’indices sur le contenu de leurs textes – petit clin d’oeil spécial à Tanasgol Sabbagh qui a même chanté au mot „mélopée“. L’exercice se révèle être un véritable réveil des sens.

Entre surprise, créativité et sensibilité, le jukebox littéraire dévoile toute sa richesse.

Augenbrauen inspirieren

Den Abschluss eines geistreichen Tages in der Welt der Literatur verbringen wir in der Kneipe und lassen uns von der Jukebox Littéraire berieseln. Schade nur, dass unsere Textwünsche nicht ausgespuckt wurden. 

Das Konzept ist einfach. Das Publikum tippt ein Wort in die Tasten, die Regie wählt aus der Fülle aus, die Autor*innen werden zu einer Lesung inspiriert und suchen so schnell wie möglich einen passenden Text. Dabei sind heute die Initiantinnen des Formats Odile Cornuz und Antoinette Rychner sowie Tanasgol Sabbagh und René Frauchiger. Für den musikalischen Teil zwischen den Lesungen sorgt Adrien Gygax.

Ein ausgewähltes Wort ist die Augenbraue. Dazu haben gleich drei Autor*innen einen Text zu bieten. Augenbrauen inspirieren anscheinend. Auf die Texte folgt wieder ein Lied und auf das Lied wieder ein Wort und auf das Wort die nächsten Texte.

Für zwanzig Minuten ist dieses Format lustig. Danach wird es aber trotz Ukulele-Intermezzo und bunter Grafik etwas langatmig. Monika kommentiert noch rege weiter und wirft Begriffe in die Runde. Rar, Laktose, Lachgas. Aber wir sind dann irgendwann doch am Schluss angelangt. Wurstsalat wurde nicht gewählt, aber das macht nichts. 

Den vielen lachenden Gesichtern auf dem Bildschirm nach zu schliessen, hatten die Autor*innen und Moderatoren Spass. Wir übrigens auch. Und der Spass, das ist doch das wichtigste bei so einer Jukebox, oder?

Laura Barberio und Selina Widmer

Lyrische Bildwelten

Vom lyrischen Illustrationsbattle zum lyrischen Illustrationsduett. Eine kurzfristige Namensänderung, die auf jeden Fall Sinn macht. Denn ohne lautstarkes Publikum kein richtiges Battle. Als stiller Beobachter, ohne Stress, seine Bewunderung ausdrücken zu müssen, wird die Veranstaltung zu einer komplett neuen Erfahrung.

In 6 Runden lassen die Illustrator*innen vom Bolo Klub – Vera Eggermann, Edi Ettlin, Fruzsina Korondi, Meret Landolt, Eva Rust und Martina Walther – ihrer Kreativität freien Lauf. Gedichte werden illustriert und in kreative Bildwelten verwandelt. Der Bolo Klub ist ein Förderungsprojekt für eine neue Generation von Bilderbuchmacher*innen in der Schweiz. Die Kinderbuchautorin und Lektorin Katja Alves führt durch den Abend.

Die drei anwesenden Autorinnen Johanna Lier, Simone Lappert und Ruth Loosli tragen je zwei Gedichte vor, die gleichzeitig von jeweils zwei Illustrator*innen auf dem Blatt zum Leben erweckt werden.

Das Publikum, das bei einem Battle normalerweise den lautesten Akteur darstellt, ist virtuell nun gar nicht mehr bemerkbar. Es ist still. Zu still. Die Gedanken schweifen ab, während man die Entstehung von kleinen Kunstwerken beobachten darf. Eine Stille, die immer mal wieder durch die Stimme einer Autorin unterbrochen wird, die ihr Gedicht erneut vorträgt und so den gestalterischen Akt akustisch unterstreicht.

Ein inspirierendes, entspannendes und die Sinne erweckendes Zusammenspiel von Bild und Ton. Unglaublich, wie viele tolle Illustrationen in nur 40 Minuten dabei entstanden sind.

«Alles kann übersetzt werden. Die Unübersetzbarkeit ist ein Mythos.»

Les informations envoyées au préalable pour la manifestation de «Gläserner Übersetzer» donnaient déjà une idée de la manifestation exclusive à laquelle j’allais pouvoir participer ce soir; dans ma boîte de réception se trouvaient un online ticket personnalisé, des instructions pour l’utilisation de zoom et d’autres instructions pour le comportement des spectateurs pendant la manifestation. Bref, mes attentes pour la manifestation de «Gläserner Übersetzer» étaient plutôt élevées.

Comme le stipulent les instructions, à 16h45 pile je suis devant mon ordinateur, prête à être immergée dans le monde de la traduction. Puis, à 17h00, «levée de rideau» (autrement dit, la modératrice Ruth Gantert laisse entrer les participants à la vidéo conférence). Pour donner une idée de Patricia Klobusiczky, Madame Gantert présente brièvement la professionnelle expérimentée: Klobusiczky est née à Berlin, mais elle a passé les premières années de sa vie à Paris où elle ne parlait que le français. A 8 ans, la famille retourne en Allemagne où Klobusickzy apprend l’allemand. Klobusiczky profite de ce bilinguisme et fait des études de littérature avant de devenir traductrice indépendante en 2016. Aujourd’hui elle occupe de nombreuses fonctions liées à la traduction littéraire et travaille avec des noms respectés de la scène littéraire. Le livre qui nous fait plonger dans le monde de la traduction ce soir, c’est le livre Quand le diable sortait de la salle de bain de Sophie Divry.

Klobusiczky avoue d’emblée qu’il s’agit là d’un livre qui rend difficile toute traduction «classique» ; c’est un livre plein de jeux de mots et qui contient de nombreuses références à la littérature française (par exemple Astérix qui est invoqué à travers de délicieux «sangliers rôtis») mais aussi à la littérature mondiale. Si ces éléments stylistiques étaient transposés tels quels depuis le français, ils ne provoqueraient pas le même sentiment chez un public germanophone. Le défi consiste alors à percevoir les idées de l’auteur, de l’autrice, et à les transformer, à les exprimer en allemand. Pour les besoins de la manifestation, Klobusiczky commence son travail de traduction de Quand le diable sortait de la salle de bain au premier tiers du roman. La traductrice évoque l’importance de la lecture à haute voix pour se faire une idée du ton et de l’ambiance générale de la scène ; et elle joint la voix à l’explication. À travers des noms, Klobusiczky montre à son auditoire la difficulté de la traduction : «Jeveux» ou «Geaidequoi» sont des noms éloquents qui sont typique pour l’époque féodale. Avec «Mehrwillich» et «Ichhabsja» elle trouve des noms équivalents en allemand qui sont censés transmettre ce même sentiment de la féodalité.

Au cours de toute la manifestation, Klobusiczky commente ses réflexions, inclut et incite le public à faire des remarques. Grâce à sa personnalité extrêmement sympathique, elle arrive facilement à fasciner son public et à l’engager avec elle sur le difficile chemin de la traduction – qu’il s’agisse de trouver le temps verbal le plus pertinent ou de se mettre en accord sur des nuances de ton.

Le temps passe sans qu’on se rende compte et l’heure arrive déjà de se dire adieu. Bien que mes attentes aient été élevées, la manifestation de «Gläserner Übersetzer» les a largement surpassées. Malgré les circonstances bizarres, Patricia Klobusiczky a bien réussi à captiver son auditoire et à rendre vivant et proche son métier de traductrice.

Erzählen im Bild und mit Bildern

Welche Fragen interessieren, wenn Jugend- und Kinderliteratur aus der Perspektive von Erwachsenen betrachtet wird? Im Gespräch mit den Illustrator*innen Anete Melece, Nando von Arb und Vera Eggermann sollten genau diese geklärt werden. Versprochen wurde ein Einblick in das kreative Handwerk und eine Auseinandersetzung mit den erzählerischen Möglichkeiten, die Bilder mit sich bringen.

Leider gelang dies während dem 40-minütigen Gespräch jedoch nur bedingt, dafür wurden die aktuellen Kinderbücher der Illustrator*innen vorgestellt. Melece und Eggermann blätterten virtuell durch ihre Geschichten, während sie den Zuhörer*innen die Handlung zusammenfassten. Bei dem 300 Seiten langen Comic von Nando von Arb hätte das offensichtlich den Rahmen gesprengt, weshalb er kleine Auszüge zeigte und Einblicke in seinen Arbeitsprozess bot. Katja Alves, Autorin und Kinderbuchlektorin, moderierte das Gespräch auf eine sehr sympathische Art und Weise.

Seit 25 Jahren schreibt und illustriert Vera Eggermann Bilderbücher, wofür sie mehrfach ausgezeichnet wurde. Nun lebt sie in London und Luzern. Ihr neues Buch Hugo und Kauz erzählt eine Vater-Sohn-Geschichte und thematisiert das Leben mit der Natur. Für Eggermann ist es ein eher ungewöhnliches Projekt, da sie normalerweise eher Tiere zeichnet. Das sei oft weniger verfänglich, da kein Schönheitsideal erwartet werde. Ihr grosser Wunsch sei es, durch ihre Bilderbücher in Kindern die Lust zum Lesen zu wecken.

Anete Melece ist in Riga, Lettland, geboren. Sie ist Illustratorin sowie Animationsfilmemacherin und gewann 2014 den Schweizer Filmpreis in der Kategorie Animationsfilm für The Kiosk. Nun lebt sie in Zürich und stellte das gleichnamige Buch, basierend auf dem Animationsfilm, vor. Ihre Bücher seien oft detailreicher als die Filme, denn Animation sei sehr aufwendig. So biete auch dieses Buch viel Neues zum entdecken. Als Melece von ihrer Hauptfigur Olga erzählt, die ihren Unfall als Chance betrachtet und sich anschliessend für einen Spaziergang entscheidet, drängt sich der Aktualitätsbezug zur gegenwärtigen Lage förmlich auf.

Nando von Arb, 1992 in Zürich geboren, arbeitet als freier Grafiker, Illustrator und Autor in Gent (Belgien), wo er zurzeit ein Masterstudium in Fine Arts absolviert. Er erzählt von seinem Comic 3 Väter, der dieses Jahr für den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis nominiert ist. Das autobiographische Werk, das als Bachelorarbeit angedacht war, erzählt von seiner Kindheit in einer Patchworkfamilie. Auch der Illustrationsstil ist von seinen eigenen Kinderzeichnungen inspiriert.

Insgesamt bot die Veranstaltung einen stark visuell akzentuierten Einblick in drei Erzählwelten, welche die vielseitigen Möglichkeiten des Erzählens mit Bildern aufzeigten und exemplarisch aufzeigten, wie viel Kreativität in aktuellen Bilderbüchern und Comics steckt. Im Zuge dessen wird es sehr spannend sein, morgen im Comic Workshop von Nando von Arb tiefer ins Handwerk einzutauchen und vielleicht sogar eine eigene Geschichte mit dem Buntstift zu erzählen.