Man kann nicht fragen:
«Erzähl mal»

Draussen scheint die Sonne, drinnen sitzt Lika Nüssli beim Werkstattgespräch zur Jugend- und Kinderliteratur für Erwachsene zwischen Palmen. Das erinnert ein wenig an Ferien. Worüber sie in ihrem Buch Starkes Ding. Die Geschichte eines Verdingkindes, basierend auf den Erinnerungen meines Vaters spricht, ist aber das Gegenteil von unbeschwert.

Eigentlich trug Nüssli die Idee zum Buch schon eine Weile mit sich herum. Sie war jedoch der Meinung, dass sie zuerst selbst reifen musste um der Geschichte ihres Vaters gerecht zu werden. Zu Beginn der Corona-Pandemie war es schliesslich soweit. Nüssli hielt sich gerade in Belgrad auf. Während der Ausgangssperre fing sie an, ihren Vater anzurufen, der sich in der Schweiz in einem Altersheim ebenfalls im Lockdown befand. Durch diese Gespräche merkte sie, wie fragil das Leben ist und dass sie zu spät angefangen hat, ihrem Vater Fragen über seine Zeit als Verdingkind zu stellen. «Das Erlebte ist jedoch so gross, dass man jemanden nicht einfach so fragen kann: ‹Erzähl mal!'». Nüssli stellte deshalb ein Konzept mit Fragen zusammen, welche die Türe zu Erinnerungen öffnen sollten. Wieder zu Hause in der Schweiz führten die beiden die Gespräche fort.

«Es war so wie ein Schatz, den ich gehoben habe», meint Nüssli über die immer zahlreicheren Kindheitserinnerungen, die ihr Vater hervorholte. Ihr ist bewusst, dass sie Verantwortung für die Geschichte ihres Vaters trägt und will deshalb sorgfältig damit umgehen. Durch den Prozess hat sie viel über ihn erfahren und ist dankbar dafür, dass sie beide über eine – wie sie es nennt – «Sprachbrücke» wieder zusammengefunden haben. Aber auch mit anderen findet sie sich. Seit Erscheinen des Buches kommen immer wieder Menschen auf sie zu, deren Väter ebenfalls Verdingkinder waren oder die nun selbst etwas über den eigenen Vater erfahren möchten. So reichen die Diskussionen so über das Buch hinaus.

Die Bilder im Buch hat Nüssli selbst gezeichnet und sich dabei von Senntumsmalerei – Appenzeller und Toggenburger Bauernmalerei – inspiriert. Jedoch hat sie diese in Kinderzeichnungen umgewandelt. Gleichzeitig war es der Autorin wichtig, in den Bildern die Zeit der 1950er Jahre anklingen zu lassen. Die schwarz-weissen Zeichnungen, die auch skizzenhafte Elemente aufweisen, machen die Notlage der Verdingkinder deutlich. Dennoch ist sie der Meinung, dass Text eine Geschichte besser vermitteln kann als Bilder, die unterschiedlich interpretierbar sind.

Die Frage aus dem Publikum, ob sie auch Interviews zusammen mit ihrem Vater gegeben hat, bejaht Nüssli lachend. Ihr Vater habe es genossen und den Eindruck erweckt, als habe er schon immer Interviews gegeben. Zudem nütze er die Gelegenheiten jeweils, ihre Darstellungen im Buch zu korrigieren oder sogar noch weitere Geschichten zu erzählen. Ihre Zeichnungen fände er jedoch wild und er sei auch der Meinung, dass das Buch zum Preis von 35 Franken viel zu billig sei.

Die wilden Kerle

Auf den ersten Blick erkennt man kaum Unterschiede zwischen den Teams. Bauchumfang, Altersdurchschnitt und Haarausfall sind auf beiden Seiten sehr ähnlich. Das Team «Raketen-Solothurn» spielt gegen das Team «Schriftsteller-Nati», welches von Patrick Tschan dirigiert wird. Die einzige Frau auf dem Platz ist eine Linienrichterin. Wieso spielen hier nur Männer in den Teams? An den Literaturtagen 2022 waren insgesamt mehr Frauen als Männer eingeladen. Ich schreie die Frage Peter Bichsel zu, der am Anstosspunkt steht. Er hört mich nicht. Er macht den Anstoss. «Sie hätten den Mittelkreis ruhig etwas verschieben können (für Bichsel)», meint einer der Herren neben mir. Er ist Teil der «Sirupkurve» – eingeschweisster Fanclub der Raketen. Wie viele dieser Duelle haben die wohl schon erlebt? Fans trudeln ein, darunter viele Familien. So jung habe ich das Publikum an diesen Literaturtagen nie erlebt.

Spielbeginn: Erster Angriff für die Raketen. Sie machen den frischeren Eindruck. 1:0 nach drei Minuten. Ein Storch fliegt über den Platz. Ich war abgelenkt, weil Peter Bichsel sich neben mich auf die Bank gesetzt hat. Die «Sirupkurve» stellt sich als Bichsels Entourage heraus. Das finde ich süss. Lukas Maisel hat die Brille auch auf dem Platz an. Die Schriftsteller versuchen eine hohe Linie zu spielen, um so die gegnerischen Spieler ins Abseits laufen zu lassen. Dafür braucht es schnelle Beine bei den Verteidigern. Ich weiss nicht, ob Wolfgang Bortlik das bieten kann.

Das Spiel findet vor allem im Mittelfeld statt. Es ist laufintensiv, die Energien müssen klug eingesetzt werden. Die ersten Auswechslungen folgen nach 9 Minuten. Die Nummer 10 der Schriftsteller, Captain, reisst das Spiel an sich. Technik und Tonsur ähneln dem jungen Zidane. Gerne wüsste ich, wie er schreibt. Sein Zuckerpass in den Lauf von einem anderen Schriftsteller wird via Lob verwertet. 1:1. Halbzeit. Die Stimmung auf der kleinen Bühne ist ausgelassen, endlich darf man mal bisschen grölen und eine Bratwurst essen während einer Literaturveranstaltung. Auch das Bier hilft.

Die zweite Hälfte plätschert so vor sich hin. Plötzlich eine rüde Grätsche von Maisel. Unruhe auf der Tribüne und der Bank. Die Gelbe Karte wird gefordert. Der Tschan macht auf Simeone und plädiert für Schwalbe. Aber es gibt Freistoss. Und den Pfostenschuss wird im Nachschuss verwertet. 2:1 für die Raketen. Sie haben das Spiel im Griff. Die Schriftsteller-Nati hat mehr Ballbesitz, aber kurz vor Schluss kontern die Raketen. Die 10 macht mit einem schönen Solo das 3:1. Die vermeidliche Entscheidung. Doch dann der grobe Schnitzer vom Goali der Raketen. Er lenkt einen harmlosen Ball ins eigene Tor. Nur noch 3:2. Noch einmal kehrt Hoffnung zurück in die rotgeschwitzten Gesichter der Textvirtuosen. Aber kurz darauf folgt der Abpfiff. Nackte, behaarte Oberkörper umarmen sich, noch ein Gruppenfoto und wir freuen uns auf die Revanche im nächsten Jahr.

L’écriture est un mystère

L’auteur Pier Paolo Corciulo est à l’interview en ce samedi après-midi à Soleure. Nous parlons de son dernier livre, Le Cri des mouettes, publié aux Presses littéraires de Fribourg

D’où vous est venue l’envie, le besoin d’écrire Le Cri des mouettes ?

Cela part d’un moment que j’ai vécu, en 2015. J’étais hospitalisé, j’avais des soucis de santé, on a dû m’opérer de toute urgence. Et quand je me suis réveillé, j’avais des sons qui me parvenaient. Et j’avais l’impression que c’était des enfants qui se chamaillaient juste derrière l’hôpital. J’ai appris plus tard que c’était des mouettes… J’ai retranscrit ça sur un bout de papier et c’est à partir de là qu’est né Le Cri des mouettes. L’idée du narrateur amnésique est venue plus tard, mais là on est déjà dans la fiction.

Écrire pour vous, c’est un besoin ? Une nécessité ?

Oui, c’est un besoin. C’est clair. J’ai toujours la tête qui part vers l’envie d’écrire. Même si pour moi, c’est encore un mystère, ça reste quelque chose de nouveau. J’ai commencé à écrire à l’âge de 15 ans, mais je n’étais pas du tout armé parce que je détestais lire. Puis j’ai eu une professeur au lycée qui m’a vraiment donné envie de lire, pas les grands classiques qui m’ennuyaient à mourir, bien que j’ai appris à les aimer plus tard. En fait, je n’étais pas encore prêt, je le dis dans Le Cri des mouettes : c’est comme si on donne un repas gastronomique à un nouveau-né. Ça ne se fait pas, je n’étais pas prêt.

Finalement, vous avez commencé par écrire avant même de lire ?

Oui, grâce à la musique. J’adorais la musique française, la musique italienne. Et j’ai commencé à écrire par rapport à des textes que j’écoutais. Pourtant, assez vite, je me suis rendu compte que j’étais super limité, parce que je n’avais pas le bagage littéraire. Et c’est en découvrant Des Souris et des hommes de Steinbeck, mon bouquin de référence, que je me suis dit qu’on pouvait écrire ce genre de littérature. Il n’y a pas besoin d’écrire à la façon de Molière, de Hugo, on peut se laisser aller, vers quelque chose de plus décomplexée.

Dans le roman, l’histoire se déroule dans deux lieux bien définis, Neuchâtel et un petit village de pêcheurs du sud de l’Italie. On remarque assez vite le parallèle avec vous… C’est important, de placer les protagonistes de votre fiction dans des lieux que vous connaissez, que vous aimez ?

Je voulais rendre hommage à mes racines. Mais je ne voulais pas le faire, enfin j’espère que je ne l’ai pas fait de façon trop mielleuse, avec un thème qui peut vite tomber dans la mièvrerie. Je suis né à Neuchâtel, j’allais en vacances dans le sud de l’Italie avec mes parents. Quand j’étais ado, j’étais considéré comme un Italien en Suisse, et quand j’allais en Italie, on nous disait « ah voilà les Suisses qui arrivent ». Quand on est adolescent, on ne sait pas où on est, on se cherche encore, et je me demandais qui j’étais vraiment. Ce rapport à l’identité était important. Avec les années, j’ai fait la paix avec tout ça. Je sais que je suis les deux. Mais à un moment donné, être les deux c’est comme si on ne vivait qu’à moitié. J’avais besoin d’explorer ce passage. Comme j’ai fait la paix avec cette histoire, c’est le moment de parler de mon identité, de mes origines. J’ai donc pris ce narrateur comme alter-ego. Mais dans tous les livres, on parle de soi. Parfois on arrive à déguiser, parfois c’est plus flagrant.

On ne peut pas aller au-delà de nous-même dans les livres ?

Vous savez, c’est mon quatrième livre, avant j’avais fait des polars. Mais au fond, je parlais déjà de moi, mais de façon plus déguisée. Dans Le Cri des mouettes, j’avais envie de m’approcher de moi-même. Ce n’est pas une question d’égocentrisme, enfin peut-être que tous les écrivains sont égocentriques. Je n’écris pas pour rendre la réalité limpide. J’écris par réalisme, pas par réalité. Et c’est deux choses différentes.

Votre livre est une quête d’identité. Une façon de chercher l’apaisement ?

Oui, il y a de ça. Bien sûr, je ne l’ai pas écris pour faire la paix avec moi-même, ça je n’y crois pas. Si tu veux une thérapie, tu vas chez le psy… J’ai plutôt fait la paix avec moi-même et ensuite j’ai eu envie d’écrire quelque chose sur mon histoire. Albert Camus disait : mon pays, c’est la langue. C’est ce que j’aime, avant d’écrire une histoire : j’aime travailler sur le style.
C’est lui qui induit mon histoire, non l’inverse.

Blaise Ndala disait hier à Soleure, lors de la lecture de son roman Dans le ventre du Congo, qu’un romancier est un peu comme un Dieu dans un univers qu’il crée de toutes pièces. Vous ressentez cela en écrivant ? Cette ivresse de pouvoir faire subir à vos personnages ce que vous voulez ?

Bien sûr, écrire est jubilatoire ! Je n’irai pas jusqu’à me comparer à Dieu, même dans l’univers restreint que je m’impose. Pour moi l’écriture est un mystère, et je n’arrive pas à donner de définition claire, car je tombe dans le paradoxe. Certains disent : écrire c’est s’évader. Et moi non, c’est plutôt me retrouver. Mais c’est toutes ces contradictions qui font que la littérature est belle. Donc je n’aime pas donner de définition précise, parce que d’un bouquin à l’autre on peut complètement changer de vue, d’angle de vision par rapport à ce qu’on écrit.

Le jeu, vous le retrouvez en écrivant ?

On passe des moments compliqués, on travaille sur une demi-page pendant trois ou quatre jours, et on se dit que c’est mauvais. Des remises en question, de l’incertitude. Ça arrive tout le temps. Malgré cela, ça reste un jeu. Je ne vis pas de mon écriture, donc autant y aller avec plaisir.

On peut dire que vous n’êtes pas très tendre avec vos personnages, ils subissent des épreuves difficiles. Malgré tout, votre roman contient un grand message d’espoir. C’est une morale qui vous plaît, que malgré tout ce qui peut nous arriver, il y a toujours une lumière au bout du tunnel ?

Je voulais absolument finir ce roman par une note positive, car les personnages sont tourmentés. On parle du deuil, on confronte deux personnages qui vivent des deuils compliqués, l’un depuis un an, l’autre depuis trente ans. Qui va sauver l’autre ? Et finalement ce n’est ni l’un ni l’autre, mais la poésie. C’est ce message que je voulais amener, je voulais terminer par une note positive. Cependant, dans mon prochain roman, où je parle à nouveau du métier d’écrire. Là, il n’y aura pas d’échappatoire, les personnages vont sombrer. Je suis contradictoire quand j’écris. Si dans Le Cri des mouettes, on partait de l’ombre pour se retrouver dans la lumière, ici ce sera l’inverse.

Votre roman est aussi une histoire de duos.

Dans ces rapports, je voulais explorer le silence. Je suis fasciné par ceux qui arrivent à retranscrire le silence. Hemingway et Steinbeck le font à merveille. Et tous les non-dits, qui font des ravages dans les relations. J’avais envie d’amener ça, dans les rapports notamment entre le narrateur et son père, qui ont passé toute leurs vies à ne pas se parler.  

Vous rendez un bel hommage à Hemingway.

J’ai adoré Le Vieil Homme et la Mer, Les Neiges du Kilimandjaro. Lui et Steinbeck. Quand j’étais à l’hôpital, j’avais un recueil de nouvelles de Steinbeck et je l’ai adoré.  

La poésie occupe une place centrale dans Le Cri des mouettes. On peut s’en sortir grâce à la poésie ?

Je pourrai vous donner deux réponses. Dans le roman, le vieux poète dit que la poésie n’a jamais aidé les gens à aller mieux. Par contre, à la fin, le narrateur dit que ce même vieil homme lui a sauvé la vie grâce à son recueil de poèmes. En moi, j’ai ces deux réponses. Mes écrits ne vont sauver personne, c’est sûr. Mais il y a des poètes, comme Raymond Carver… Ça me parle tellement que je me dis que je peux changer ma vision des choses grâce à la poésie. Rentrer dans quelque chose de plus personnel. Pouvoir se débarrasser de certains regrets, de certaines peines. Et je pense que la poésie peut prétendre à ça. Dernièrement, j’ai eu des courriers de gens qui ont lu Le Cri des mouettes, de gens qui ont connu le deuil. C’est une grosse responsabilité d’écrire, quand on a des retours comme ça.

Dernière question, concernant le titre. Comment vous est-il venu ?

Le Cri des mouettes… C’est venu instantanément. Dès les premières pages, c’était évident. Voilà, c’est venu comme ça. Et je suis fier qu’on ne l’ait pas changé. Car c’est un fil conducteur du roman, avec ces oiseaux qu’on retrouve à Neuchâtel, mais également dans le sud de l’Italie. C’est un pont entre ces deux endroits. Et quoi de plus beau que des ailes ?  

« Ma fille, la cigogne, s’écrase sur une vitre de train et reste étourdie sur la voie »

Cette discussion entre les poètes Eva Maria Leuenberger, Simone Lappert et Rolf Hermann m’hypnotise et me laisse sur la chaise du théâtre avec un grand étourdissement! Les questions se multiplient et je m’abandonne à cette atmosphère de vertige. L’événement intitulé «Achtung, Lyrik !», dédié à adoucir la peur de la poésie, a parlé de jardin, de liberté, de cigognes, des grand-mamans, de marais et un peu de poésie quand même.

«Von Reimen halte ich mich fern» («Je me tiens à distance des rimes»), affirme Simone Lappert et la grand-mère de Rolf s’étonne: «Das sind gar keine Gedichte, das reimt sich gar nicht» («Il n’y a pas de rimes, ce ne sont pas des poèmes !»).

Mais les trois auteurices ne se sentent pas trahir la poésie en abandonnant les formes métriques. La poésie ne se résume pas aux rimes, ni aux formes métriques. «Ich denke dass die Lyrik der grösste Freiraum in der Literatur ist» («Je pense que la poésie est le plus grand espace de liberté dans la littérature»), assume Simone Lappert. De son côté, elle écrit même avec les oreilles («Ich schreibe mit den Ohren») et Eva Maria Leuenberger entend des voix en lisant: «Ich höre ihre Stimme und ich brauche den Dialog mit ihr». Et au final, on a le droit d’être dépassée par la poésie (« Wir dürfen überfordert sein»).

Je pars de la salle en laissant résonner les mots cryptés de Rolf Hermann qui ont fait rire la salle entière: « Meine Tochter fliegt in ein Zugfenster und liegt benommen auf dem Gleis ».

Et la question qui étourdit mes pensées depuis toute à l’heure:

«Wie klingt Mond?» («Quelle musique fait la lune?»)

Leçon d’Histoire, d’engagement et de charisme : Nétonon Noël Ndjékéry

En sortant de l’événement qui a mis en lumière Nétonon Noël Ndjékéry (auteur de Il n’y a pas d’arc-en-ciel au paradis), les phrases ébahies, conquises, admiratives, foisonnent : un bouleversement littéraire et humain, un admirable engagement, une aura intimidante vite nuancée par des traits d’humour. Comme lorsqu’il prétend, n’ayant pas pu faire d’études en Histoire, «être un historien raté» et «se rattraper à l’époque en faisant l’historien du dimanche».

Ses touches d’humour, bien que plaisantes au cours de la discussion, ne remettent aucunement en doute l’évidence de son talent et de son érudition. L’auditoire captivé prend alors connaissance des grands noms qui l’ont inspiré : sont entre autre cités Malek Chebel (auteur de l’Esclavage en Terre d’Islam) et Joseph Ki-Zerbo (auteur de l’Histoire générale de l’Afrique noire). Ce dernier a particulièrement marqué Ndjékéry avec l’idée de « se réapproprier notre histoire ».  

Même si c’est un peu frustrant car on aimerait pouvoir retenir tous les noms que l’auteur cite – et en cela il réussit brillamment à nous rendre désireux d’affuter notre connaissance de l’Histoire – le constat principal relevé par Ndjékéry est percutant : on ne parle pas de la traite transsaharienne. Et l’auteur l’a subi comme un fossé qu’il fallait combler. Son livre Il n’y a pas d’arc-en-ciel au paradis s’attaque donc à un tabou, à un « trou noir autour de l’esclavage transsaharien ». Lorsque la discussion laisse place à la lecture d’un extrait, le public retient toujours son souffle car les mots relèvent d’une puissance intimidante et marquante, à l’image de leur auteur.

En plus de son érudition impressionnante – car de tête il cite fréquemment de multiples ouvrages, des articles de journaux et des reportages récents pour étayer son propos – Ndjékéry livre une part plus intime de lui-même. À la salle attentive, il confie que le récit d’attaques esclavagistes baignait déjà son enfance et qu’il était lui-même mis en garde contre elles. Lorsque le modérateur évoque la place de l’utopie dans son œuvre, en référant notamment à «la Case du savoir» sur l’île flottante où se réunissent certains protagonistes, l’auteur reconnait cette part d’utopie et ajoute une anecdote personnelle : quand il était petit on lui disait « il ne faut jamais éteindre les rêves, sinon ça risque d’épaissir les nuits et d’obscurcir les jours ».

À un moment, Ndjékéry dit être très ému de nous parler et l’auditoire prend très bien conscience de cette authenticité qui se livre à lui. Le présentateur exprime alors la pensée du public conquis : « on prend tellement de plaisir à vous écouter… ». Et c’est vrai, la discussion avec Nétonon Noël Ndjékéry est une leçon d’Histoire, d’engagement et de charisme. Même s’il demeure une place pour l’utopie, ce roman n’est pas optimiste, il dénonce la réalité : « c’est une histoire, une mémoire qui saigne encore ! » Une problématique d’une mordante actualité.

Je me considère très enrichie par cette rencontre et me vois touchée par la gentillesse de l’auteur qui accepte d’échanger quelques mots avec moi à la fin de l’événement, avant de vite rejoindre sa place pour la dédicace (rythme du festival oblige, la bulle complice de la discussion vécue ensemble malheureusement s’estompe). Je réalise alors avoir déjà côtoyé cet auteur par le passé, puisqu’il a été le témoin de mariage de mon oncle et de ma tante, tchadienne elle aussi.

C’est avec joie que je conserve cette pensée inattendue : les Journées littéraires de Soleure, c’est aussi redécouvrir des connaissances de jadis en tant qu’auteurs talentueux et inspirants aujourd’hui.

Grenzwärtig

Ein Buch, das das Zeug zum Klassiker hat: So stellt Moderatorin Nadja Brügger Ariane Kochs Debütroman «Die Aufdrängung» vor. Die junge Baslerin schrieb bisher vor allem fürs Theater und im Kollektiv. Dieser erste Soloflug ist ein Theaterbesuch zwischen zwei Buchdeckeln. So ambig diese Beschreibung klingt, so vielseitig sind auch die Themen, die der Roman streift, und so dehnbar die Aussagen, die er macht.

In einer verstaubten Kleinstadt lebt die Ich-Erzählerin in einem riesigen Haus mit zehn Zimmern, von denen sie nur neun bewohnt. Sie scheint sich nichts mehr zu wünschen, als dieses statische Leben endlich zu verlassen. Dennoch hat sie für diesen Wunsch noch nie einen Finger gerührt, und so ist sie trotz ihres jungen Alters zu einem regelrechten Fossil geworden. Als sie einen geheimnisvollen Gast bei sich aufnimmt, der ebenso gut Mensch wie Tier sein könnte, beginnt sich das altbekannte Umfeld plötzlich zu wandeln. Nicht nur die Zitronen verlieren ihren Geschmack, auch Kälte und Krankheit halten Einzug. Der Gast bringt die langersehnte Veränderung in ihre Welt. Lang totgeglaubten Dingen haucht er mit seiner Präsenz pulsierendes Leben ein. Trotzdem entwickelt die Erzählerin eine wachsende Abneigung gegenüber dem Auswärtigen und versucht, ihn mit einem starren Regelwerk in seinem Aktionsradius einzuschränken. Und so stellt sich zunehmend die Frage, wer sich hier wirklich dem anderen aufdrängt: Gast oder Gastgeberin? Mit erstaunlich viel Witz wendet sich Ariane Koch der durchaus tragischen Thematik von Gastlichkeit und Ablehnung gegenüber dem Fremden zu. Damit greift sie einen Diskurs auf, der in unserer Gesellschaft den Status von ständiger Omnipräsenz innehat. Mit der gewählten Figurenkonstellation und Szenerie schafft Koch eine Bühne für Fragen nach Migration, Integration und Machtverhältnisse.

Als die Moderatorin den Bann des Zuhörens bricht, fällt auf, dass auch das Publikum gerade in einen begrenzten Raum der Vorstellung und Bedeutung geführt wurde. Denn durch die Macht, als einzige über eine Stimme zu verfügen, hat die Ich-Erzählerin die absolute Kontrolle darüber, wie Lesende die erzählte Welt wahrnehmen. Doch die Grenzen sind wie diejenigen im Buch flexibel und lassen sich überwinden. Sobald sich die Leser*innenschaft bewusst wird, dass sie die Kontrolle über den Deutungsraum hat, fallen die Schranken. Die Geschichte lässt sich in diverse Kontexte setzen und nimmt dadurch – wandelbar, wie sie ist – immer wieder neue Gestalten an.

Zoé Richardet, Julia Brunner

Längst fällige Entstaubung

Achtung, Lyrik! lautet der Titel der Veranstaltung, die am Samstagvormittag zahlreiche Besucher*innen in den Solothurner Theatersaal gelockt hat. Doch warum muss man vor Lyrik überhaupt gewarnt werden? Diese und viele weitere Fragen beantworteten Eva Maria Leuenberger, Rolf Hermann und Simone Lappert im Podiumsgespräch.

Dass Lyrik heutzutage bei vielen eher Angstzustände statt sehnsuchtsvolle Phantasien auslöst, ist eine traurige Tatsache. Nicht ganz unschuldig daran sind wohl jahrelange pädagogische Verfahren, die das Wissen von Metrik und das Auswendiglernen von schwierigen Gedichten voraussetzten. Diese Beobachtungen konnten die geladenen Podiumsgäste ebenfalls mit uns teilen. Nichtsdestotrotz konnten sie sich von Lyrik begeistern lassen und überraschten das Publikum mit lyrischen Neuerscheinungen, die bei den Leser*innen grosses Gefallen auslösten. Alle drei boten dem Publikum tiefe Einblicke in ihr lyrisches Schaffen, ihre Ideen und ihre Ausführungen. Obwohl ihre Gedichte inhaltlich und formell sehr unterschiedlich sind, haben doch alle drei mindestens etwas gemeinsam: Das Ziel, die lyrische Welt aus ihrer kleinen Blase ausbrechen zu lassen, sodass alle daran teilhaben können. Dadurch sollte die Angst vor Lyrik bei möglichst vielen genommen werden. 

Erreichen wollen sie dieses Ziel, indem sie uns eben nicht klassische Lyrik im traditionellen Sinne bieten, sondern experimentell und unvoreingenommen an die Sache herangehen. So entstehen beispielsweise sprachliche Mischungen bei Hermann, musikalische Exkurse bei Lappert oder sogar biographische Gedichtessays bei Leuenberger. Die Endergebnisse sind dann Simone Lapperts längst fällige verwilderung. gedichte und gespinste, Rolf Hermanns In der Nahaufnahme verwildern wir: Gedichte und Eva Maria Leuenbergers kyung. Sie alle tragen dazu bei, dass sich der Begriff der Lyrik heute in einem weiteren Sinne verstehen lässt und in der Schweizer Literaturlandschaft Akzeptanz findet. 

Eine klare Leserschaft adressieren alle drei Autor*innen beim Schreibprozess nicht. Vielmehr sehen sie ihre Aufgabe darin, ihre Gedichte so zu schreiben, dass jede*r sie auf die eigene Art und Weise verstehen kann. Denn, wie Simone Lappert festgehalten hat, bildet die Lyrik den grössten Freiraum der Literatur. 

Im Unklaren liessen uns jedoch alle drei darüber, ob wir uns auch künftig auf Gedichte von ihnen freuen dürfen. Sicher ist aber, dass sie mit ihren Neuerscheinungen frischen Wind in die Schweizer Literaturlandschaft gebracht haben. Es ist zu hoffen, dass sich in Zukunft auch noch viele weitere Autor*innen an Lyrik wagen.

Von Michelle Agatiello und Simona Savic

Kulturschaffen – «und, schaffsch es?»

«Morgenturnen unter dem Kronleuchter» nannte Sarah Elena Müller ihren Spoken Word Auftritt im neoklassischen Festsaal des Hotels La Couronne. Trotz der frühen Morgenstunde war jeder Platz besetzt und das durchmischte Publikum von Minute eins an wach. Sarah Elena Müller hat mit ihrer Performance der Texte aus ihrem akutellen Buch Culturestress. Endziit isch immer scho inbegriffe die Fassade des prunkvollen Saals zum Bröckeln gebracht.

Culturestress. Endziit isch immer scho inbegriffe setzt sich auch verschiedenen kurzen Texten zusammen, die ursprünglich als Zeitungskolumnen in Der Bund veröffentlicht wurden. Mit kritischem, dunkel gefärbtem Blick werden Alltagsszenen erzählt, die auf kurzweilige, aber ernsthafte Art zugleich Ambivalenzen in den gesellschafltichen Strukuren entlarven. Mit dem Titel Culturstress referiert Müller auf die Erzähltechnik des stream of consciousness (Bewusstseinsstrom), mit der sie regionale und globale Ereignisse perspektiviert.

Dass Sarah Elena Müller als Kunstschaffende nicht nur im literarischen Bereich, sondern auch interdisziplinär mit Musik, Virtual Reality, Hörspiel und Theater arbeitet, spiegelt sich auch im Umgang mit den Texten. Die ausgewählten Texte wurden nicht nur vorgelesen, sondern mit elektornischen Beats, Gesang, Stimmenverzerrer und Körpereinsatz performt. Durch die Präsenz und Überlagerung der verschiedenen Medien auf der Bühne gewinnen die Texte eine bemerkenswerte Lebendigkeit, die Dynamik zieht das Publikum an den Abgrund der Endzeit. Mit langanhaltendem Applaus wird die herausfordernde Performance gewürdigt.

Sarah Elena Müller ist Gründungsmitglied des feministsichen Autorinnenkollektivs RAUF. Nächstes Jahr erscheint ihr erster Roman Die verlorene Tochter. Er handelt von «einem interfamiliären Drama, das kollektiv verdrängt wird» und man darf gespannt sein, was sie aus dieser Erzählgattung herausholt. Danach könne man sie jedenfalls nicht mehr als «witzig und frech» abtun.

In einem der aufgeführten Texte versucht die Enkelin der Grossmutter zu erklären, was «Kunstschaffen» heisst. Darauf fragt die Grossmutter: «Und, schaffsch es?» Die Enkelin nickt – und das Publikum ebenfalls. Sarah Elena hat den Weltuntergang besungen und gezeigt, was man bis dahin alles noch machen kann. Der Besuch ihrer Performance gehört definitiv dazu – daher hätte es sich auch gelohnt, ihren Auftritt von 10 Uhr morgens auf die Primetime zu verlegen.

Ein Beitrag von Lara Buchli & Rahel Staubli

Hommage an die vergessenen Held*innen einer stillen Revolution

Sagt Ihnen der Name Martin Disteli etwas? Könnten Sie Heinrich Zschokke in seinem historischen Kontext verorten? Oder wüssten Sie, weshalb Augustin Keller als Protagonist in einem der wichtigsten Fortschrittkämpfe der Schweiz gilt? Vielleicht beantworten Sie alle diese Fragen mit einem verlegenen Nein. Dann geht es Ihnen ähnlich wie mir vor der Veranstaltung Revue einer Revolution. Der thematische Rahmen dieser Veranstaltung bildet das 2021 erschienene Sachbuch Projekt Schweiz. Vierundvierzig Porträts aus Leidenschaft, das eben diese und 41 andere vergessene Akteur*innen der stillen Schweizer Revolution ins Rampenlicht stellt.

Die Schweiz als Schauplatz einer Revolution –  mittendrin ihre Revolutionär*innen, die alle auf ihre Art massgeblich zum Fortschritt beigetragen haben. Fragwürdigerweise sind so einige dieser Namen nicht im kollektiven Wissen des Schweizer Durchschnittbürgers vertreten. Diesem «Problem» haben sich Stefan Howald, Bettina Eichin, Hans-Ulrich Jost, Jo Lang, Lucien Leitess und Matthias Zschokke angenommen. Daraus entstand ein umfangreiches und ambitioniertes Projekt, das sie dem Publikum am Freitagabend vorgestellt haben. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Projekt Schweiz bildet 44 Schweizer Persönlichkeiten ab, die alle zur Entwicklung einer modernen und fortschrittlichen Schweiz beigetragen haben. Darin finden sich sowohl historische Analysen, Essays aber auch Illustrationen und zeitgenössische Porträts. Ein Anliegen des Projektes war es insbesondere auch – und das hebt Herausgeber Stefan Howald in seiner festlichen Vorrede hervor –, subjektive, persönlich gefärbte Porträts abbilden zu können, eben Porträts aus Leidenschaft, so der Titel. Gerade das ist es, was dem Buch seinen besonderen Charakter verleiht.

Nicht nur im Buch, sondern auch bei der Vorstellung des Projektes am Freitagabend kam diese persönliche Bindung zwischen Persönlichkeit und Porträtist besonders zum Tragen. Auf der Bühne in der Säulenhalle Solothurn stellten uns fünf von den insgesamt vierundvierzig Porträtisten ihre Beschäftigung mit ihren persönlichen Schweizer Held*innen vor. Einen Einblick boten die fünf nicht nur in ihre minutiöse wissenschaftliche Recherche, sondern liessen auch ihre emotionale Bindung zu den Figuren durchblicken. So wurde das Publikum mitgenommen auf eine bewegende Reise zwischen erster Berührung und totaler Hingabe für ihre Held*innen. Für den Glanzpunkt der Veranstaltung sorgte Bettina Eichin, die Leben und Wirken von Sibylle und Peter Ochs vorstellte – mit Blick auf die sozialen und politischen Errungenschaften, aber auch mit mahnendem Ton, diese Errungenschaften heute nicht zu vergessen. Die Revolution sei ein fortlaufender Prozess, der bis heute bestehe und nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart geschieht. Ein wenig Pathos und Moral waren hier genau am richtigen Platz.

Auch wenn an diesem Abend «nur» fünf der insgesamt vierundvierzig Porträts gezeigt werden konnten, wurde das verfolgte Ziel des Projektes erreicht. Wohl so manche*r Besucher*in verliess die Veranstaltung mit neuem (oder aufgefrischtem) Wissen zur Schweizer stillen «Revolution», die eben auch als Projekt verstanden werden kann. Eine moderne Schweiz, die sich öffnet und nicht gegen aussen abschliesst. Projekt Schweiz gibt diesen Errungenschaften richtigerweise seine Bühne, denn «was ist schon von einem Land zu halten», so der Herausgeber, «das so mit ihren grossen Figuren umgeht, die an dessen Wiege standen?»

Historische Dokumente und das essayistische Ich

Die Kaffeemaschine rauscht, Gläser klappern. Barbara Helbling erzählt im Interview mit Sabina Ribaudo von einem geheimnisvollen schwarzen Heft und gibt uns einen Einblick in die Entstehung ihres neuen Buches.

Wie kamen Sie zur Idee und zu den Dokumenten in Ihrem neusten Buch Meine Schwiegermutter, der Mondmann und ich?

Am Anfang stand sicher der Fund dieses schwarzen Notizbuches. Damit beginnt auch die Geschichte im Buch. Es ist ein erstaunliches Dokument, das meiner Schwiegermutter eine Stimme gibt; eine sehr persönliche Stimme, die ich so von ihr nicht kannte. Dieser Fund war sehr toll und ich wusste, dass ich etwas damit machen möchte. Schnell war klar, dass ich ihre Stimme erhalten und nicht fiktionalisieren möchte. Trotzdem bleibt es ein interpretativer Akt, den ich gemacht habe, ohne weiter darauf einzugehen. Das Gegengewicht ist, dass man seine eigene Geschichte dagegen stellt in Form der Erzählerin, die mir im essayistischen Sinn durchaus nahe ist. Ich zitiere da gerne Cynthia Ozick, eine amerikanische Schriftstellerin und Essyistin.  Sie sagt, das essayistische Ich sei dem eigenen Ich näher als das Ich in Romanen, und trotzdem bin ich es nicht.

Und die anderen Figuren?

Das Interessante war, wie sich in dem Moment, als die Stimme der Schwiegermutter und irgendwann auch die Stimme meines Vorfahrs, der auch der Vorfahr der Erzählerin ist, eingearbeitet waren, sich Fragen ergeben haben. Woran wird in den Dokumenten eigentlich erinnert? Was war bei den Aufzeichnungen bedacht worden? Ich fand diese Ansichten meiner Schwiegermutter als Achtzehnjährige extrem spannend, auch wie diese in der Zeit stehen geblieben sind.

Sie verwenden noch ein zweites Dokument…

Der Vorfahr schreibt an seinen vierjährigen Sohn zu einer Zeit, in der er arbeitsbedingt wenig in der Familie präsent sein kann. Er hatte jedoch auch eine enge Beziehung zu seinen Töchtern und am Schluss des Dokuments heisst es auch, es sei eine Erinnerung für seine Kinder. Er erzählt sehr offen, auch Freizügiges. Darum auch die Frage, ob er bei den Aufzeichnungen wirklich an seine Kinder und deren Belehrung dachte, wie er anfänglich schreibt.

Die beiden Dokumente finden sich erkennbar in Originaltönen im Buch wieder. Helbling wechselt in raschen Schnitten von einer Figur zur andern und lässt und lässt die Lesenden an der Entstehung der Liebesgeschichten über drei Generationen teilhaben.