Forces centrifuge et centripète

Un festival de littérature n’est-il pas toujours un achoppement du souffle ? Ballotés au fil d’un programme chargé, victimes consentantes d’une force centrifuge qui constamment nous jette hors de nous-mêmes dans une succession folle de rencontres et de découvertes, on est en même temps conduits à reconsidérer notre intimité et notre rapport au monde dans un mouvement centripète : car le festival est littéraire, et ménage donc des lectures, des partages.

Arrivé ce matin à Soleure, et découvrant avec plaisir que les distances, à taille humaine, vont nous aider à nous mouvoir dans ce rythme étrange auquel il va falloir nous habituer rapidement, j’assiste à mes deux premiers évènements : Baptiste Gaillard d’abord qui nous lit avec une grande précaution quelques pages de son Bonsaï, puis Odile Cornuz, avec laquelle je passerai une heure à discuter de sa dernière publication : Ma ralentie.

S’arracher de soi et se porter vers l’extérieur, exercer minutieusement son regard sur le dehorsen tentant de ne jamais perdre les surfaces, les matières : Baptiste Gaillard semble se situer du côté du mouvement centrifuge. Voulant faire proliférer l’« impermanence des fixations », il redéploye constamment son regard, jusqu’à ce que cette effusion descriptive s’essouffle et qu’il lui faille couper court : alors il rompt le texte, le coupe, laisse des blancs. Ces blancs qui devraient marquer une « réticence », un retour vers soi ?

Odile Cornuz, quant à elle, par son travail sur la langue s’efforce activement à combattre l’hyperactivité à laquelle le Monde semble nous contraindre, Monde qui nous entraînerait paradoxalement à une certaine passivité, à un certain aveuglement. Elle se concentre alors sur les affects qui la pénètrent et remettent en question la frontière entre le dedans et le dehors, sur les traces de Michaux.

Forces centrifuge et centripète : trouver la juste intensité entre ces deux forces, entre la description objective de Gaillard et les résonances intérieures de Cornuz, voici à quoi m’invitent ces journées littéraires. Rien, au fond, de bien extraordinaire, que cette constante négociation.

Schwindelnde Leitern und knisternde Gletscher

Der Landhaussaal ist gut gefüllt, leises Schwatzen lässt sich vernehmen; vor dem Fenster rauscht die Aare in der Mittagssonne. Auf der Bühne hat der Walliser Schriftsteller Rolf Hermann bereits Platz genommen. Eine Frage scheint im Raum zu stehen: Wie kann man an diesem – beinahe aufdringlich lieblichen – Sommertag ein abgelegenes Walliser Bergdorf ins belebte Solothurn bringen?

Das erste Wort hat Moderator Pablo Haller. Pointiert fasst er zusammen, was Rolf Hermanns Texte ausmacht: „Das nebensächlich Erlebte erweist sich als das Wesentliche“. Dann ist Hermann selbst an der Reihe, er macht den Einstieg mit einem Gedicht aus seinem ersten Spoken-Script-Band Das Leben ist ein Steilhang. Sofort gelingt es ihm, das Publikum in den Bann seiner Sprache zu ziehen. Dies ist einerseits der Lautlichkeit des breiten Walliserdialekts geschuldet, in dem Hermann den Text vorträgt, andererseits aber auch Hermanns Präsenz. Für Hermann, der auch Teil einer Mundart-Combo ist, findet Literatur nicht nur im stillen Kämmerchen statt. Seine Worte entfalten ihre ganze Wirkung gerade auf einer Bühne.

Darauf trägt Hermann seinen Lieblingstext aus dem Prosaband Flüchtiges Zuhause vor. In Flüchtiges Zuhause versammelt Hermann Erzählungen rund um das Aufwachsen in einem entlegenen Walliser Dorf. Hermann und der Text sind während der Lesung ganz eins; sie scheinen sich in- und auswendig zu kennen ohne dabei voneinander gelangweilt zu sein. Hermann nimmt sich Zeit für jede Silbe. Mit feiner Selbstironie schildert er den Stolz nachdem Überwinden der eigenen Höhenangst beim steilen Aufstieg über die Albinen-Leitern. Aus dem Publikum lässt sich immer wieder leises Lachen, fast eher ein hörbar gewordenes Schmunzeln, vernehmen.

Bereitswillig gibt Hermann darauf Auskunft auf einige Zwischenfragen Hallers. Er bestätigt den autobiographischen Einfluss auf die Erzählungen in Flüchtiges Zuhause, hebt aber auch das immer vorhandene „Moment der Fiktion“ hervor. Frei erzählt Hermann schliesslich von seinen Erfahrungen als Schafhirt auf der Alm und schöpft dabei aus dem Vollen. Während Flüchtiges Zuhause vor allem auch vom Rhythmus der Sprache und dem Klang der Worte lebt, tritt dieser Aspekt beim freien Erzählen selbstredend zurück. Dies vermag Hermann aber durch seinen geschärften aber liebevollen Blick auf die menschlichen Schwächen und die Skurrilitäten des Alltags wettzumachen.

Nach einer weiteren Kostprobe aus seinem Prosadebüt wird die Lesung mit nachdrücklichem Applaus aus dem Publikum abgerundet. Vor der Bühne bildet sich eine Traube an Zuhörer*innen, die noch einige Worte mit dem Autor wechseln wollen; draussen rauscht die Aare. Deutlich wird: Hermann ist es spielend leicht gelungen, das entlegene Walliser Dorf nach Solothurn zu verfrachten; das Auftauchen aus dieser Bergwelt gestaltet sich auf jeden Fall als schwieriger als das Versinken darin.

Zürich – Solothurn einfach

Bewaffnet mit Laptop, Notizbuch, Stift und Kaffee – Latte Macchiato – sitzen Michelle und ich im Zug. Solothurn wir kommen und sind gespannt darauf, was du für uns bereithältst. Den nächsten Kaffee werden wir jedenfalls mit Milena Moser trinken und sie fragen, wie sie ihn am liebsten mag.