„Nicht irgendwelche Wörter…“ Die 41. Solothurner Literaturtage sind eröffnet.

Andächtig still war es im Landhaussaal, als die Singer-Songwriterin Pink Spider mit melancholischen Klängen am 30.05. die 41. Solothurner Literaturtage einleitete. Eher gesetzt und bedachtsam schloss sich die Eröffnungsrede der Geschäftsführerin Reina Gehrig an. Ihr emphatisches Konzept von Literatur als Ort der Freiheit, Weltoffenheit und Gleichheit ebnete der Veranstaltung den Weg.

Literatur habe eine Aufgabe, lautete das einstimmige Statement des Festivalauftaktes: Nicht allein um Wörter und nicht allein um „irgendwelche Wörter“ solle es nach der Autorin Amina Abdulkadir im diesjährigen Festival gehen, sondern um eine engagierte und gelebte Literatur.

Einen ersten Beweis erbrachten die Veranstaltenden performativ: Denn mit Reina Gehrig, der Nationalpräsidentin Marina Carobbio Guscetti, der Musikerin Valerie Koloszar und fünf Autorinnen führten ausschließlich Frauen durch das Abendprogramm. Mittendrin 988 Wörter in elf Absätzen der US-amerikanischen Schriftstellerin Nell Zink. Mit Charme, Witz und Ironie verband sie Reflexionen über benachteiligte, depressive weibliche Romanfiguren zu einem feministischen Plädoyer jenseits aller Opferdiskurse. Ganz nebenbei verhandelte sie außerdem gesellschaftliche Großkonzepte wie Freiheit, Gerechtigkeit, Nationalismus und Demokratie, worauf die Autorinnen Laura Di Corcia, Rinny Gremaud, Leontina Lergier-Caviezel und Amina Abdulkadir jeweils in ihrer Muttersprache literarisch antworteten.

Bis Sonntag werden über hundert Autor*innen in den vier Landesprachen der Schweiz lesen, performen und diskutieren. Es bleibt mit Carobbio Guscetti zu hoffen, dass die Literaturtage nicht nur einen Anlass bieten, den „inneren Bücherschrank“ zu füllen, sondern auch neu zu sortieren.