Wenn sich Sprache und Musik vereinen

Bessa Myftiu und Elina Duni sind ursprünglich aus Albanien. Bessa Myftiu ist Schriftstellerin und schreibt Dichtung und Romane. Ihre Tochter, die Jazz-Sängerin Elina Duni, singt aus ihrem letzten Album Partir, das traditionelle  Balkan-Lieder, aber auch eine eigene Komposition beinhaltet.

Die Mutter liest Texte, die Tochter singt, spielt Gitarre oder Schlagzeug. Die Kombination der beiden Künstler ist schlichtweg grossartig, das Ganze ist mehr als die Summe seiner beiden Teile. Auf der Bühne verschmelzen beide Künstlerinnen zur Einheit. Sie treten abwechselnd auf, jedoch scheint immer ein Kontakt zwischen den beiden zu bestehen. Die ausgeführten Kunstformen antworten aufeinander. Die Musik illustriert Myftius` Worte, sie bringt deren Emotionen und eine Ahnung von der albanischen Kultur ans Licht. Das Gesprochene und das Gesungene haben keine fixierte Grenze. Mal singt Elina Duni flüsternd, mal heftiger, als Echo der mütterlichen Stimme. Auch Bessa Myftiu erklärt, wie wichtig die Musikalität der albanischen Sprache für sie ist. Auf Albanisch oder Französisch liest sie Gedichte und Abschnitte des Romanes Confessions des lieux disparus. Sie erzählt mit Witz und Schalk von Schönheit, Liebe und dem Schreiben.

Das Publikum ist aufmerksam, man hört zu und lächelt. Weil es gleichzeitig berührend, melancholisch, witzig und schlau ist.

 

 

Für uns bei «Zürich liest»:
Sarah Mühlebach

Verschiedener Jobs wegen pendelt Sarah Mühlebach fast täglich von der Zürcher Homebase in die Luzerner Heimat. Heimisch fühlt sie sich im durch die Gegend sausenden Zug ebenso wie in den eigenen vier Wänden «füüf Minute vom HB empfärnt». Hauptsache es gibt Kaffee und die Möglichkeit für ein regenerierendes Nickerchen.  Etwas weiter weg, nämlich „acht stumpfo züri empfernt“, befindet sich der Protagonist in der gleichnamigen Mundart-Novelle des Zürchers Dominic Oppliger. Im sogar theater wird sich Sarah Mühlebach von dessen rasantem Sprechfluss berieseln lassen und ist besonders gespannt darauf, wie Antoine Chessex mit amplifiziertem Saxophon auf Oppligers Sprachperformance reagiert. Dem Zusammenspiel von Worten und Tönen ist sie bereits am Mittwoch Abend auf der Spur. Dann nämlich besucht sie die sprach-überschreitende «Lecture-chant» unter dem vielversprechenden Titel «Deux voix pour dire l’exile» der in Albanien geborenen und in Genf lebenden Schriftstellerin Bessa Myftiu zusammen mit ihrer Tochter, der Jazzsängerin Elina Duni. Am Sonntag schliesslich verspricht «Kosovë is everywhere», das neueste Projekt des Spoken-Word-Ensemble Bern ist überall, ein vielstimmiges Fest der Sprachen mit Textkunstwerken in der inoffiziellen 5. Landessprache der Schweiz.

Sarah Mühlebach studiert Kunstgeschichte im globalen Kontext mit Nebenfach Germanistik. Daneben betreibt sie einen Offspace für zeitgenössische Kunst in Luzern und schreibt für das 041-Kulturmagazin Artikel über Ausstellungen, die sie noch nicht gesehen hat.