Der Meister hat nichts über Bomben zu berichten

Das Thermometer klettert beinahe auf 30 Grad, die Aare fliesst verlockend durch Solothurn. Eine Abkühlung im Fluss wäre eigentlich ganz schön. Aber es geht auch anders: „Sprache ist wie eine frische Brise“, begrüsst Beat Mazenauer das Publikum am Sonntagnachmittag. Er überlasse nun lieber „dem Meister“ das Wort. Sodann tritt Gerhard Meister ans Mikrophon – begleitet von einigen pflichtschuldigen Lachern.

Der Spoken-Word-Künstler berichtet in sympathischem Berndeutsch von Erfahrungen mit Self-Scan-Automaten, einem Termin bei der Berufsberatung – Astronaut war der einzige Beruf, der passte –  oder darüber, wie Engel den lieben Gott beobachteten, wie dieser auf den Wald „abägschnudderät“ habe.

Eines ist klar: Die Texte aus „Mau öppis ohni Bombe“ sind alle bühnentauglich. Und sehr angenehm anzuhören. Selbst bei fast 30 Grad. Bei einem Gespräch zwischen Meister und Mazenauer erfährt das Publikum, dass in Meisters Texten durchaus „kreuzbrave, biedere Begebenheiten“ zu finden seien. Auf die Frage, weshalb er den Dialekt als Ausdrucksform gewählt habe, erzählt Meister, dass er sich mit hochdeutschen Texten auf der Bühne gehemmter fühle. Das sei wahrscheinlich der Grund.

Weshalb aber hat Gerhard Meister nichts über Bomben zu berichten? Diese Frage stellt Beat Mazenauer dem Spoken-Word-Künstler nicht. Die Antwort hätte mich brennend interessiert. Immerhin hält sich Gerhard Meister beim Auftritt genau an sein Versprechen: „Mau öppis ohni Bombe“. Die Bombe kommt in der Spoken-Word-Aufführung tatsächlich nicht vor. Und noch beim Verlassen des Kinos im Uferbau blicke ich gedankenversunken zur Aare und frage mich, was es denn mit den Bomben auf sich hat.

Vorpremiere

Im Format „Skriptor Dramatik“ geht es darum, erste literarische Skizzen zu präsentieren und gemeinsam kritisch weiterzuentwickeln. Ein Ausschnitt aus der Materialsammlung von Joël László birgt an diesem Freitag viel Gesprächsstoff. Zum Einstieg wird die Skizze von den Schauspielern Urs-Peter Halter, Vivanne Mösli und Lukas Waldvogel vorgetragen. Der Humor des Textes wird von den dreien besonders gut umgesetzt und sorgt für manche Lacher. Ob das gewollt oder ungewollt war, bleibt erstmal offen.

Alle sind sich einig, die Sprache ist gut und flüssig. Vivianne Mösli würde es gerne spielen. Man merkt, dass der Autor seine Aussparungen richtig gesetzt hat, denn er hat ein gutes Gefühl dafür, was benannt werden muss und was nicht.

Die Autoren Andri Beyerle, Gerhard Meister und Ivna Žic sollen ihre Meinung und Ratschläge zur Skizze abgeben. Jedoch springt Katharina Prömmel für Ivna Žic ein, da diese kurzfristig verhindert ist.

Im Text kommen Experten vor, von denen man nicht genau weiss, wie gross ihre Expertise überhaupt ist oder ob es die Eltern sind. Vielleicht sind es auch nur Personen, welche im Suff über Religionen philosophieren. Denn die Experten besprechen den Islam und führen sich vor Augen, was die westliche Gesellschaft alles aus dem Islam übernommen hat. Der Islam sei nicht so weit entfernt vom Christentum wie beispielsweise der Hinduismus, erklärt László. Das könnte man noch näher bearbeiten, finden die anderen Autoren. Eine Forderung (mit einem Augenzwinkern) von Katharina Prömmel ist, dass man den männlichen Stimmen im Text etwas entgegensetzen müsse.

Eine weitere zentrale Frage lautet: Kann der Familienkonflikt noch gelöst werden oder spitzt er sich zu? Der Vater würde doch gerne die Tochter verstehen wollen. Aber ist es in Familienkonflikten nicht oft so, dass man sich schon eine Meinung  gebildet hat?

Ist der Humor die Waffe gegen die Angst? Später wird klar, der Humor ist extra so angelegt. Denn László überpräzisiert beispielsweise die Experten, welche dann in der Verschachtelung unpräzise wirken. Aber ob das in der weiteren Bearbeitung so bleibt, ist noch offen.

Wir sind gespannt, welche Bedeutung die Experten, der Humor und vor allem der Islam und die anderen Religionen im fertigen (wenn es fertig geschrieben wird) Drama einnehmen werden.