Quallentherapie und Pornos gegen Schlaflosigkeit

Sibylle Aeberli hat ein Problem. Sie leidet an Schlaflosigkeit. Schon seit einer gefühlten Ewigkeit hat sie nicht mehr richtig gut geschlafen. Genügend Schlaf zu bekommen wäre allerdings genau in dieser Nacht von Vorteil. Denn am nächsten Morgen muss Aeberli ein wichtiges Konzept für ein Musical vorstellen. In Zeiten von #meToo soll das Musical Abhängigkeit und Missbrauch im Kunstmilieu kritisch verhandeln. Das Konzept bereitet ihr Kopfzerbrechen. Tausend Gedanken gehen ihr durch den Kopf und halten sie die ganze Nacht wach.

Auch Stefanie Grob findet einfach keinen Schlaf. Wie schafft sie es nur, an das Erbe ihrer Grosstante zu kommen? Wie kommt die alte Dame überhaupt auf die blöde Idee, Geld an Blindenhunde zu spenden? Das sei doch absolut unsinnig. Sowieso: Diese armen Hunde dürfen ihr Hundeleben doch gar nicht richtig geniessen. Es wäre doch eigentlich endlich einmal Zeit, Tesla-Blindenhunde zu erfinden.

Aeberli und Grob lassen das Publikum am Samstagabend an ihrer wirren Gedankenwelt teilhaben. Es sind Gedanken, welche ohne Zusammenhang, sprunghaft und unerbittlich ehrlich sind. In einem Ausschnitt aus ihrem Programm „Schlaflos – Ich wach mich kaputt“ zeigen Sibylle Aeberli und Stefanie Grob eine Mischung aus Literatur, Kabarett, Schauspiel und Musik. „Es freut uns, dass ihr die ganze Nacht mit uns verbringt“, verkünden sie zu Beginn schelmisch. Sie würden es übrigens nicht persönlich nehmen, wenn die eine oder andere Person aus dem Publikum einschläft oder gar zu nachtwandeln beginnt. Das Publikum sei sowieso ein schönes „Wachfigurenkabinett“, sind sie sich mit einem Blick in die Runde einig. Schöne „Nachtschattengewächse“.

Aeberli und Grob entführen die Zuschauer*innen sowohl in eine Welt des Halbschlafs als auch des absoluten Wachzustandes, der einen nicht einschlafen lässt. Wenn die beiden mit weissen Nachthemden über die Bühne hüpfen oder als Quallen verkleidet eine „Quallentherapie“ durchführen, welche zu mehr Entspannung führen soll, können sich manche Personen nicht mehr halten vor lachen. Der Gedankenfluss zieht einen in einen Sog, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt. Nur: Wie gelingt das Einschlafen?

Youtube-Videos helfen womöglich. Oder vielleicht Pornos? Sibylle Aeberli ist sich da allerdings nicht sicher. „Die spielen doch immer so schlecht.“ Ausserdem sei doch das blaue Licht vom Laptop für das Einschlafen absolut kontraproduktiv. Und plötzlich ist da wieder der Krampf im Bein. Genau dann, wenn der Schlaf kommt.

Am Ende finden denn Aeberli und Grob beide keine einzige Minute Schlaf. Aber einen Vorteil hat die Schlaflosigkeit: Sie gibt einem die Zeit, sich unzählige Schmink-Tutorials anzuschauen. So kommt Aeberli am Ende immerhin schön geschminkt zu ihrer Konzept-Vorstellung.