Warme Worte in der Mittagssonne

Milena Moser, die momentan für eine grosse Lesetour in der Schweiz ist, sprach heute beim SRF Tagesgespräch hauptsächlich über ihr Leben in New Mexico und darüber, wie es ist, für kurze Zeit wieder in der Schweiz zu sein. Die Besprechung ihres aktuellen Buches trat dabei in den Hintergrund, wahrscheinlich auch darum, weil die Frage nach einem neuen Buch von viel grösserem Interesse ist. Besonders in Anbetracht dessen, dass Land der Söhne im August des letzten Jahres erschienen ist.

Die Leute scheinen jedoch noch nicht genug von ihren Amerika/Schweiz- Vergleichen zu haben, wie man am grossen Andrang und den zahlreichen Menschen, die in der Cantina del Vino keinen Platz mehr fanden, sehen konnte. Zur Belohnung gab es denn auch warme Worte für die Schweizerinnen und Schweizer, und für Milena Moser einen Espresso.

Mitten in der stechenden Mittagssonne lauschten wir also draussen dem Gespräch über Swissness und darüber, wie die Schweizeridentität auch Antwort auf die Frage nach der sexuellen Ausrichtung sein kann.

Die neugewonnene Freiheit, die Milena Moser in ihrer Wahlheimat erlebt und die radikale Veränderung in ihrem Leben, die dieser Umzug mit sich brachte, scheinen ihre Quellen der Inspiration für den Roman gewesen zu sein. Beflügelt vom Gefühl endlich sie selber sein zu können, schrieb sie das Buch, das bei den Kritikern bisher am meisten Anklang gefunden hat. Angst davor, dass ihr nun die Ideen fehlen, hat sie jedoch keine. Die Geschichten in ihrem Kopf und diese zu Papier zu bringen, sei genau das, was sie ausmache. Mit Santa Fe lebt sie nun auch an einem Ort, an dem sie ihre Geschichten endlich ganz frei entfalten kann. Ihr nächstes Buch, so viel sei verraten, sei jedoch kein Roman, sondern ein Zwiegespräch zweier Kulturen in der Gestalt eines Dialoges mit ihrem Partner. Einem mexikanischen Indianer.

So verlässt man das Gespräch mit aufrechten Schultern, denn wir Schweizerinnen und Schweizer seien einfach alle schön. Man sehe uns unsere Zivilisiertheit und den Luxus, ein Mal im Jahr zum Arzt und zwei Mal zum Zahnarzt zu gehen, einfach an.

Einen noch persönlicheren Eindruck vermittelte dann das Interview, das wir am Nachmittag mit Milena Moser führten und das bald hier veröffentlicht wird – stay tuned.