Zwei Philosophen im Schnee auf dem Dachstock der Mühle

Wenn Arno Camenisch zu lesen beginnt, ist alle Aufmerksamkeit bei ihm. Nicht nur wegen des berüchtigten „Camenisch-Sounds“, auch sein intensiver Blick in die Zuschauerreihen zieht einem in den Bann.

Unterstützt von Roman Nowka an der E-Gitarre, trägt der Bündner Schriftsteller sein neustes Werk „Der letzte Schnee“ im gemütlichen Dachstock der Oberen Mühle in Dübendorf vor und erweckt seine Figuren zum Leben. Der Roman erzählt von einem kleinen Bügellift in den Bündner Bergen. Dort arbeiten tagein, tagaus Paul und Georg und warten auf den Schnee, die Skifahrer und das Vergehen der Zeit. Dabei fabulieren sie über die Vergangenheit, den Klimawandel und das Leben. Und wenn Camenisch erzählt, klingt es wirklich, als wären die beiden am Nabel der Welt. Auf sein Buch schaut Camenisch nur um zu blättern, den Rest rezitiert er frei – ich bin beeindruckt. Da ist ihm auch verziehen, dass er einmal kurz den Faden verliert. Auch weil er dabei so nett über sich selber lachen kann.

Die Lesung ist immer wieder gespickt mit eigenen kleinen Anekdoten und untermalt von den Lachern aus dem Publikum. Als Zugabe gibt es noch einige mehrsprachige Spoken Word-Texte zu hören. Dabei erfahren wir auch gerade noch, was Camenisch im letzten Jahr gelernt hat – unter anderem, dass Omeletten mit Konfi was Gutes sind und dass Kühe ihren Darm besser entleeren können, wenn es regnet. Wieder was gelernt.