Prost! oder besser gesagt: Amen.

„Gofferdammi gofferdammi  Härdöpfeli! Mäntig: Härdöpfeli. Zischtig: Härdöpfeli. Mittwuch: Härdöpfeli… Gofferdammi gofferdammi Härdöpfeli!“ rapt eine Kinderstimme aus den Lautsprechern im gut gefüllten Raum des JULL (Junges Literaturlabor) an der Bärengasse. Hier gibts keine Bären, dafür eine ganze Horde Kinder aus vier verschiedenen Schulhäusern der Stadt Zürich.

Zuerst stehen die Jüngsten auf der Bühne, die Schüler aus dem Schulhaus Schanzengraben. Sie bringen das Publikum mit ihren im Botanischen Garten geschriebenen Texten aus „Löwenmaul und Augentrost packen aus“ zum Lachen. In den Monologen stellen sich die Eselsgurke, das Sommerblutströpfchen, der Mönchspfeffer, der Narcissus Poeticus und viele weitere Pflanzen vor. Der Narcissus mag seinen Namen nicht, es gäbe keinen Namen, der seine Schönheit beschreibe. Er findet es auch unangebracht, dass der hässliche Stadtvogel seine Blätter als Klo benutzt. Der Huflattich unterbricht ihn: „Ich bin ja nur ein gewöhnlicher Huflattich, aber du bist ein arrogantes, aufgeblasenes Schwein!“ Spätestens als der kleinste Junge der Gruppe, der verzweifelt sein Notizblatt gesucht und sich dafür theatralisch entschuldigt hat, mit weit aufgerissenen Augen seinen Einwurf bringt, prusten alle los. „Der Gärtner kommt mit dem Kuhmist und sagt: Du musst wachsen, du musst wachsen! So ein Mist!“.

Auch die nächste Klasse überzeugt mit frischen Texten, was in Anbetracht des Themas erstaunt. Sie haben sich nämlich im Rahmen des Reformationsjubiläums mit Zwingli und seinem Herz befasst. Ihre Texte kreisen mutig um die blutige Schlacht bei Kappel um 1531, bei der angeblicherweise Zwinglis Herz gefunden wurde. Eine Schülerin wolle noch zum FCZ Match heute, deshalb machen sie jetzt ohne grosse Reden dazwischen weiter, meint Richard Reich mit verständnisvoller Miene, der die Schüler beim Schreiben und auch heute Abend begleitet. Es geht also zügig los, der spanische Ritter schwingt schon das Schwert und ruft: „Zwingli olé, Zwingli hola!“ Der Ritter Joachim will Zwingli das Herz aus der Brust herausreissen. Das Herz schlägt – toc toc, toc toc – und rollt schlussendlich zum toten Zwingli zurück. Der Held im Hintergrund bringt die schönste Zeile: „Prost! oder besser gesagt: Amen.“

Die Reformation geht weiter mit Gion Mathias Caveltys Schützlingen aus dem Gymi Unterstrass. „Viel Spass!“, wünscht Cavelty dem Publikum. „Falls man das Protestanten wünschen darf.“ Hier ist er der Star und die Schüler altersbedingt schon nicht mehr ganz so frei und wild wie die von vorher. Ihre Texte tragen ernste Namen wie „Die Hexenjagd“ oder „Das Schicksal der Überlebenden“.

Zum Schluss tritt die Klasse vom Schulhaus Feld auf. Sie lesen ihren mit Suzanne Zahnd vorbereiteten Text über die Liebe und darüber, wie Mathe und Musik zu beherrschen einem das Leben erleichtert, da es Sprachen sind, die alle verstehen.

Ein Special Guest wird noch angekündigt, gleich aber wieder abgesagt – er sei beim Zahnarzt. Hier brauchte aber auch gar keiner einen Special Guest, die Kinder waren genug special und ihre Texte teils wirklich herrlich.

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