Auf Augenhöhe mit der Autorenfotografin Ayse Yavas

Seit 20 Jahren fotografiert Ayse Yavas Autorinnen und Autoren. Von A wie Nadj Abonji über B wie Bichsel und H wie Hohler zu S wie Stamm und Z wie Zweifel hatte sie alle vor ihrer Kamera und ist somit DIE Autoren-Fotografin der Schweizer Literaturszene. Oder, wie es Festivalleiter Martin Walker treffend formuliert: «Ich persönlich bin der Meinung, dass man Bücher schreiben kann und die auch in renommierten Verlagen veröffentlichen kann – aber Schriftsteller ist man erst, wenn man von Ayse fotografiert wurde.»

Fotografiert wurde von ihr auch Judith Keller, die bei Ayse Yavas Vernissage der Ausstellung einer Auswahl an Autorenporträts im Festivalzentrum anwesend war. Sie erzählt, wie schön es sei mit Ayse zusammenzuarbeiten und wie angenehm das Shooting verlaufen ist, da sie dabei nicht mal gemerkt hat, dass sie überhaupt fotografiert wurde, weil die Bilder in einer vertrauten Atmosphäre entstanden sind, wo oft mehr gesprochen als fotografiert wurde.

Diese personenbezogene Herangehensweise zeichnet auch Yavas Stil aus. Ihr geht es nicht nur um den Kopf und darum ein Bild zu bekommen. Sie interessiert sich wirklich für den Menschen dahinter, und möchte ihn auch richtig wahrnehmen können. Das Fotografieren sei dabei ein gegenseitiges Beobachten und auch eine Begegnung auf Augenhöhe.

In den 20 Jahren, in denen Ayse Yavas ihren Beruf als Autorenfotografin ausübt, hat sich nach ihrem Empfinden vieles im Literaturmarkt verändert. Die literarische Gegenwart drängt immer mehr zum Bild – und das Autorenfoto ist präsenter denn je. Gerade bei den jungen Autorinnen und Autoren, den im visuellen Zeitalter Geborenen also, sei eine Veränderung zu beobachten, konstatiert Yavas. Diese junge Generation lässt sich viel lieber fotografieren, da sie es auch gewohnt sei, sich darzustellen und zu inszenieren.

Dazu merkt Keller jedoch an, dass sie sich nicht überlegt, wie ihr Bild am Ende aussehen soll. Wenn man von Yavas fotografiert wird, kann man diese Entscheidung vollends aus der Hand geben – wodurch die Bilder dadurch auf eine für sie überraschende Weise erfrischend natürlich werden.

Am Ende der Veranstaltung im Karl liest Keller noch einige Texte vor und signiert ihren Erstling Die Fragwürdigen. Fragwürdig bleibt dabei nur eines: Was lebt länger: die Texte – oder die Bilder, die uns die Schriftsteller hinterlassen?

 

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