Eine Sprache für sich allein

Adi Blum, Akkordeonist der Spoken-Word-Combo Bern ist überall, begrüsst das Publikum mehrsprachig, bleibt beim Englischen und erzählt von seiner Reise durch Albanien, die ihn schliesslich bis Skopje führt, wo er im Restaurant ein Bier bestellt, bekommt und sich prompt – noch vom Albanischen umgarnt – bedankt: «Faleminderit!» – «Sorry man, this is the wrong language!» Und so beginnt die Wrong Language Tour, denn hier geht es darum herauszufinden: What is the wrong language?

Die heutigen sechs Geschichtenerzähler:innen kommen aus Kosova, Serbien und der Schweiz. Adi Blum stellt sie in ihren eigenen Worten vor: Jovana Ilkić, die Wahrsagerin, balanciert ihre Gedichte zwischen dem Englischen und Serbischen hin und her, übersetzt, überschreibt, überspricht die Sprache(n) und ihre Wörter. Adelina Tershani, die laute Feministin, bleibt im Albanischen, die englischen Übertitel im sogar Theater passen sich ihrem Lesefluss an. Wieso sie ein Visum brauche, fragt sie.

Ist Kosova nicht der 27. Kanton der Schweiz?

Adelina Tershani

Maša Seničić, die Sprechende oder Laufende, setzt sich mit der Genauigkeit der Wörter und ihrer Übersetzung auseinander. Denn eine falsche Sprache ist die, die sich selbst zu ernst nimmt.  

Gerhard Meister, Schreiber und Auftreterhätt gärn es Glas Wasser, aber chas denn nöd eso guet usdrücke, schtolperet über siini eigene Wörter, es git für ihn kei falschi Schpraach, nur e falsche Kontegscht! Nach Antoine Jaccourd, IntermittentFastingAmateur, beginnt Poesie mit Sprache – aber Probleme auch. In seinem Altersheim erzählt er auf Französisch von Menschen vom Balkan, die in Schweizer Altersheimen wohnen.

C’est mieux de mourir ici que là-bas, mais quand mêmes…

Antoine Jaccourd

Für Agon Rexhepi ist die falsche Sprache Hass, spricht über Antonyme und Homonyme – Homos, sagt er und als Albaner kann er kein Homo sein, oder? 

we say hate speech
they say freedom of speech

we say periods
they say aunts are visting

we say mental health issue
they say retarded

Agon Rexhepi

Untermalt wird die Veranstaltung musikalisch von Anna Trauffer, die es hasst, wenn Personen von sich selbst in dritter Person erzählen: «Nei, Mami hett das nöd gern!» Sie, die siebte Person im Bunde, singt auf Italienisch, Deutsch und Schweizerdeutsch.

Politics, Sexisme, Klimawandel, Идентитет und Decadencë. Und ich höre zu, ich lese, ich beobachte, ich schreibe Deutsch, Englisch, Serbisch, Französisch, Albanisch und Dütsch, vergesse the words, les bons mots, гдje ли су? Nuk e di.

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