Auf der Strasse lauert Gefahr

Bisher haben wir ausschliesslich über die literarischen Veranstaltungen der Solothurner Literaturtage berichtet. Das liegt selbstverständlich nahe. Aber so viel, wie man im deutschen Sprachraum davon redet, dass «der Weg das Ziel» sei, wäre es nur konsequent, den Blick auch mal dem Weg zwischen den Veranstaltungen zuzuwenden.

Auf den schmalen Gassen, die die einzelnen Schauplätze der Solothurner Literaturtage miteinander verbinden, bewegen sich je nach Tageszeit wogende Massen von Fussgänger:innen. Umso mehr erstaunt es, dass sich eine grosse Anzahl von Velofahrer:innen dagegen entscheidet, von ihrem Transportmittel zu steigen und sich in den Strom der Fussgänger:innen einzugliedern. Liegt es daran, dass sie ihr Velo so sehr lieben, dass sie keinen Moment vom Sattel getrennt sein wollen? Wenn ja, so stellt sich die Folgefrage: Radeln sie auch in ihrer Wohnung umher? Nehmen sie das Velo mit unter die Dusche und abends ins Bett? 

Oder ist der Grund fürs unterlassene Absteigen inmitten der Fussgänger:innen, dass sie die mühsame Radfahrer-Mentalität einverleibt haben? Diese Einstellung, die ihnen eingibt, die Könige der Strassen zu sein? Eine Hegemonie zu errichten über Wege, die eigentlich einem anderen Transportmittel zugedacht wären, und das mit einem ebenso bewunderswerten wie verabscheuungswürdigen Selbstbewusstsein? 

Was auch immer es sei: Die Velofahrer:innen sorgen jedenfalls für die sportliche Betätigung, die dem einen oder anderen Literaturfan in den Gassen mit Sicherheit fehlt. Sie zwingen die Fussgänger:innen alle fünf Meter zu athletischen Ausweichmanövern und Sprüngen, sodass bei der nächsten Literaturveranstaltung mindestens ein:e Fussgänger:in von sieben (dies eine grobe nicht-empirische Schätzung) im eigenen Schweiss badet und während der Veranstaltung mehr auf die brennende Wadenmuskulatur fokussiert ist als auf die Literaturschaffenden auf der Bühne.

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