Zur Siestazeit

Einige lagern an diesem heissen Mittag an der Aare die Beine hoch, andere finden sich in der Säulenhalle ein, um mehr zu erfahren über Thomas Duarte und seinen Überflieger-Erstling «Was der Fall ist».

Thomas Duarte schreibt, als hätte er nie etwas anderes gemacht. «Was der Fall ist» ist spannend, verschachtelt und geprägt von viel Humor, der Lacher auslöst, die in der Säulenhalle hallen. Der Roman liest sich wie eine moderne Version von 1001 Nacht: Ein Mann erzählt eine Nacht lang seine Geschichte auf einem Polizeipräsidium in der Hoffnung auf mehrere Kaffees und ein Dach über dem Kopf, das er seit Kurzem nicht mehr hat. Der Protagonist, so stellt sich heraus, ist ein «sanfter Verweigerer», zu dem Lesende ein ambivalentes Verhältnis aufbauen. Einerseits mag man ihn intuitiv, andererseits unternimmt er Handlungen, die einem gegen den Strich gehen. Diese Ambivalenz sei ihm wichtig gewesen, sagt Duarte.

Thomas Duarte liest auch vor, als habe er nie etwas anderes gemacht. Ein Schmunzeln auf den Lippen und authentisch, als wäre er selbst die Hauptfigur, der er seine Stimme leiht, gewährt er Einblicke in seine Erzählung. Fürs Vorlesen hat er auch seinen Text noch einmal bearbeitet, Abschnitte gestrichen und Wörter verändert, damit sich daraus eine eine einzigartige Live-Version ergibt. Das schreie geradezu nach einem Hörbuch oder einer Radio-Lesung, spricht der Moderator aus, was das Publikum denkt.

Dabei war Duarte nach seinem Studium jahrzehntelang alles andere als ein Autor, hat als Tramchauffeur, kaufmännischer Angestellter und im Büro gearbeitet. Am Anfang des Romans sei ein Fördergesuch gestanden, das er erfunden und niedergeschrieben habe. Nachdem er sich zehn Jahre lang mit dem daraus entstehenden Romanmanuskript auseinandergesetzt hatte, schoss es noch vor seiner Veröffentlichung durch die Decke. 2020 gewann Duarte den Studer/Ganz-Preis fürs beste unveröffentlichte Buch, 2021 wurde er mit seinem Roman für den Schweizer Buchpreis nominiert. Ein neues Buch, gibt er Auskunft, stehe inzwischen in den Startlöchern. Zumindest habe er eine Idee und den Drang, etwas Weiteres zu schreiben. In freudiger Erwartung darauf bewegt sich das schwitzende Publikum auf die Ausgänge zu. Trotz der Hitze wäre es nirgendwo lieber gewesen als genau hier, in der Säulenhalle mit Thomas Duarte.

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