Sofalesung: Olga Lakritz – «Das Ampfermädchen»

Totgeburten, Maden, Eis und Schweigen.

Es ist Sonntag.

Gelesen werden drei Passagen aus der ersten Hälfte des Textes, die Lesungen durch zwei Gespräche mit der Moderatorin zur Makrostruktur des Abends segmentiert. Geendet wird mit dem Anfang, begonnen später.

Jaaa… Es ist eine Interpretationsfrage, glaube ich, ob es eine Geschichte ergibt.

Olga Lakritz auf eine Frage der Moderatorin Aleks Sekanić

Die ausgewählten Textstellen vermitteln Themen, Bilder und das strukturelle Prinzip des Gesamttextes, konkret: Einsamkeit als Gemeinsamkeit in der (Familien-)Gemeinschaft, Sprachlosig-/ und Unverständlichkeit, das Streicheln totgeborener Kühe und der vergebliche Versuch einer Lebensgeschichte in fortwährenden Kreisbewegungen, die vom Anfang weiter immer zum Anfang schreitet.

Wenn man fünfmal sagt: „Ich bin traurig“, dann bedeutet es irgendwie nichts mehr.

Olga Lakritz

Die dominierenden Bilder von toten Tieren, Blut und geschundenen Körpern kommen in einem der Gesprächssegmente zum Tragen, im Verlaufe dessen die verbildlichte Körperlichkeit als Möglichkeit des Ausdrucks von Emotion gegenüber dem blossen verblassenden Benennen eines Empfindungszustandes herausgehoben wird.

Davon abgeleitet wird auch ein weiterer Aspekt deutlich: Die sprachliche Akzentuierung eines stark figural-tropisch geprägten Stils lässt die Frage nach dem Poetischen in diesem weniger prosaischen Roman aufkommen.

An Genrekonventionen denke ich jetzt nicht per se.

Olga Lakritz

Wo nun die Prosa und die Geschichte stecken, kann aber auch gleich sein, wenn sich aus der Suche nach einer Lebensnarration eine unablässige Rückkehrbewegung und damit einhergehende Durchwirkung verschiedener Zeitebenen durch Totes und Mögliches ergeben, die eine Abfolge von Szenen ermöglichen, welche für den Rahmen einer Lesung in gebannter Stille geradezu geschaffen scheinen.