Geschenkidee mal anders

Was schweisst Menschen eigentlich mehr zusammen als gemeinsame Erlebnisse und Geschichten? Bei dieser Grundfrage setzte Kulturjournalist, Unternehmensberater und Storyteller Franz Kasperski mit seiner GeschichtenBäckerei an. Im Kurs «Wir schreiben eine Geschichte als Geschenk» arbeitete man auf ein Produkt hin, das jemand anderem eine Freude bereitet, und konnte dabei auch gleich die eigene kreative Ader ausleben.

Ziel des Workshops war es, ein passendes Thema herauszukristallisieren, aus dem sich ein persönliches Geschenk entwickeln kann. Dafür zeigte uns der Geschichtenbäcker verschiedene Strategien. Besonders inspiriert hat mich seine Vorgehensweise, denn zuerst suchten wir einen Erzählansatz, um ihn nachher wieder zu verwerfen. Der Kursleiter forderte uns nämlich heraus, uns zu fragen: «Was gäbe es denn noch, was überhaupt nichts mit dem zu tun hat?». Aus dem offensichtlichen Denkraster auszubrechen und «out of the box» zu denken kann viele neue Ideen freisetzen.   

Wie Geschichten Gemeinschaft stiften, konnte man auch im Kurs beobachten. Die Teilnehmer*innen gaben sich bald gegenseitig Tipps und entwickelten originelle Szenarien im Team. Dazu kam individuelle Unterstützung vom Profi. Alle Zutaten sind somit nach dem Kurs vorhanden: das gute Vorhaben, die Instruktion und das Thema. Nun liegt es an uns, diesen Teig zu kneten und aufgehen zu lassen – denn Schreiben ist schliesslich ein Prozess. Währenddessen freue ich mich aber schon auf den Geruch, welcher der Kuchen später aus dem Backofen verströmen wird.

Zeigen statt schreiben

Tierisch – vegetarisch, unglaublich – religiös, tragbar – erdrückend.
Das ist ein Auszug aus der Übung, mit welcher der Workshop «Kreatives Schreiben» in der GeschichtenBäckerei startete. Geleitet wurde die Schreibwerkstatt von Gabriela Kasperski. Die ehemalige Schauspielerin, Anglistin und Autorin gab gezielte Inputs, anschauliche Beispiele und brachte damit unser kreatives Denken in die Gänge.

Konflikte standen im Zentrum des Interesses an diesem Abend. Wir entwickelten ein Gefühl dafür, Disharmonien zu erzeugen, indem wir Wörter nebeneinanderstellten. Nach einigen Übungen verfassten wir unsere eigene Szene. Die Vorgaben waren simpel: ein Konflikt, drei Figuren und das Motto «Show, don’t tell» – zeigen statt schreiben. Wenn man vor dem leeren Blatt sass, entpuppte sich das aber als gar nicht so einfach. Und erst recht nicht auf Knopfdruck. Zu persönlich. Nicht relevant genug. Zu abgelutscht. Die berühmt-berüchtigte Blockade in Anbetracht der leeren Seite hat es in sich. Beim dritten Anlauf fügte sich dann aber auch aus meinem Gekripsel eine Szene, die sich in eine Kurzgeschichte entfalten liesse. Allerdings vergass ich in der Hitze des Gefechts den dritten Charakter in meinem Text.

Gabriela Kasperski verriet zwischendurch immer wieder, wie die Figurenkonstellationen interessanter gestaltet werden könnten oder wie sie vorgeht, wenn sie selbst nicht mehr weiter weiss. Hilfreich war auch, dass man am Ende Feedback von den anderen Teilnehmer*innen und der Kursorganisatorin erhielt. So hatte man die Möglichkeit auszutesten, wie die eigene Erzählung ankommt.

Für uns bei «Zürich liest»:
Julia Sutter

Mit Wörtern jonglieren und in fiktiven Welten lustwandeln gefiel Julia schon immer. Deswegen freut sie sich unglaublich auf «Zürich liest» und die verschiedenen Anlässe, bei denen sie mit gezücktem Bleistift dasitzen wird. Im sogar theater lauscht die Sprachenliebhaberin dem «Zwitschern einer Dolmetscherin» und lässt sich am Sonntagmorgen während einer Frühstücksmatinee von den Erzählungen Iwan Bunins fesseln. In der GeschichtenBäckerei nimmt die junge Kunstfreundin für einmal nicht die Zuhörerrolle ein, sondern versucht sich selbst im kreativen Schreiben. Ob dieser Teig wohl schön aufgehen wird?

Julia studiert Germanistik und Anglistik an der Uni Zürich, liest für ihr Leben gern, musiziert mit Leidenschaft und ist sehr entdeckungsfreudig. Sie interessiert sich für Geschichten aller Art, Kommunikation, verschiedene Kulturen und den Menschen ganz allgemein.