Entepatete

«Hört ihr mich?» Ich: «Ja». Drei ältere Damen neben mir: «nein». Anaïs Meier spricht also lauter. Die Autorin sitzt auf der wohl kleinsten Bühne an den Solothurner Literaturtagen. Dafür ist die Tribüne umso imposanter. Wir befinden uns draussen auf der Treppe vor der St. Ursen-Kathedrale. Anaïs Meier liest uns aus ihrem aktuellen Buch Mit einem Fuss draussen vor.

Es geht ums draussen sein. Der Held der Geschichte, Gerhard, selbsternannter Kommissär, findet draussen im Egelsee einen abgetrennten Fuss. «Supergerhard», wie er sich selbst Mut macht, vermutet ein Verbrechen und nimmt sich der Sache an. Wenn man Anaïs Meier so zuhört, merkt man allerdings schnell, dieser Kommissar ist ein wenig gspässig. Jeden Morgen macht er die «Flamingo-Übung». Er redet mit der Ente, und versteht sich offensichtlich nicht mit ihr. Zum See steht er in einer symbiotischen Beziehung und sogar zum Universum hat er Kontakt. Er hält, als hypersensibler Mensch, alles im Gleichgewicht.

Ein esoterischer Kommissar?

Wir erfahren, dass Gerhard vielmehr ein Randständiger ist. Ausserhalb der gesellschaftlichen Norm. Draussen. Er wohnt in einer Klause, die wie aussieht wie das Haus von Rocky Docky. Googeln Sie das mal. Früher wohnten dort Süchtige und Punks. Anaïs Meier spricht mit dem ganzen Körper. Die Energie und den Enthusiasmus, mit der sie die Figur des Gerhard sprechen lässt, verleiht dem Text zusätzlichen Witz und erzeugt Sympathien. Wir lachen bei Sätzen wie «Ich muss ja in das Internet hineingehen» oder «Ich freue mich auf den Salbei». Ansonsten sind wir damit beschäftigt, unsere Köpfe vor der Sonne zu schützen. Viele tragen weisse oder beige Fischerhüte, Sonnenbrillen und manche gar kleine Sonnenschirmchen. Es sieht aus wie bei einem Federer-Tennismatch. Nachmittagssession. Gerhard hätte seine Freude.