«Quelle chance!» –
Die 44. Solothurner Literaturtage sind eröffnet

Als sich das Gewusel unter den geladenen Gästen im Landhaussaal langsam legte, erklang auch schon die warme Stimme der Jazzsängerin Elina Duni, die, von Rob Luft an der Gitarre begleitet, den Abend mit einem arabisch-andalusischen Liebeslied eröffnete.

Elina Duni und Rob Luft musizierten auf Einladung des Geschäftsführers der Solothurner Literaturtage, Dani Landolf, der sich in seiner Eröffnungsrede an die letzte Durchführung des Festivals erinnerte, bei der vieles pandemiebedingt anders als gewohnt ablief. Umso schöner ist es jetzt, dieses Gefühl, wieder echte Treffen feiern zu können, wieder physisch vorhanden zu sein, wieder face-to-face miteinander sprechen können. Für diese Bemerkungen und auch für die Ausführungen über die Schweiz als vielsprachiges (Literatur)-Land erntete Landolf zustimmenden Applaus vom Publikum.

Während den nächsten drei Tagen werden rund 120 Veranstaltungen in Solothurn stattfinden. Dazu zählen auch die kostenlosen Kurzlesungen von Autor:innen auf der Aussenbühne vor der St. Ursen-Kathedrale: ein Fixpunkt, der dieses Jahr neu ins Programm aufgenommen wurde.

Carine Bachmann, die neue Direktorin des Bundesamts für Kultur (BAK), sah das Potenzial der Literatur in ihrer kurzen Ansprache (auf Deutsch und Französisch) im Brückenbauen, im Spiel mit den Worten, im Potential, in Geschichten überall hin zu reisen und sich gegenseitig in der Literatur immer wieder auf neue Arten zu begegnen. Die Literatur ist also «Quelle chance» im doppelten Sinne: Ein Glück, und eine Chance, immer wieder aufs Neue.

Als letzter grosser Programmpunkt der Eröffnung wurde das 20-jährige Jubiläum des A*dS (Verband Autorinnen und Autoren der Schweiz) gefeiert. Mehr denn je setzt sich dieser nämlich für die gerechte Bezahlung von Schreibenden ein und passt sich den Bedürfnissen seiner Mitglieder in einer sich ständig wandelnden Kulturlandschaft an.

Annette Hug, Marina Skalova und Rolf Hermann illustrierten anlässlich des Jubiläums die Tätigkeit des A*dS und die Gedanken von Autorinnen und Autoren zu mit Texten, welche die drei stellvertretend für die ganze Berufsgruppe eigens für diesen Anlass verfasst hatten. Ob die besten Ideen fürs Schreiben tatsächlich beim Duschen kommen (wie Rolf Hermann ausführte) und ob eine Kontaktaufnahme mit Ausserirdischen im Falle einer Schreibblockade wirklich die beste Lösung ist (wie Marina Skalova in ihrem Text behauptete), sei dahingestellt, ein Schmunzeln entlockten diese Texte dem Publikum allemal.

Und mit diesem Schmunzeln wurden die Gäste, nach einer kurzen Verdankung aller Mitwirkenden und Sponsoren des Festivals, in den Apéro am Aareufer entlassen, bevor es morgen Freitag wirklich soweit ist: Vorhang auf für die Chancen und das Glück der Literatur an den soeben eröffneten Literaturtagen.