Wenn die Lesung zum Blues-Konzert mutiert

In der Hitze des Nachmittags brutzeln die Zuschauenden auf der Aussenbühne. Michael Fehr trägt aus seiner leuchtend blau-gelben Neuerscheinung «Hotel der Zuversicht» vor. Mit Sonnenbrille und Knopf im Ohr performt Fehr mehr, als dass er vorliest. Er artikuliert seine Sätze überdeutlich, gestaltet sie Silbe für Silbe und vertieft sich gemeinsam mit dem Publikum in seine Literatur.

Die drückende Stimmung, von der Fehr in seiner Kurzgeschichte «Die Bedrohungslage» erzählt, ist unmittelbar spürbar – vielleicht tut die Hitze ihr Übriges. Die Absurdität der Geschichte erzeugt sowohl Lachen als auch ein gewisses Unwohlsein. So trifft der Protagonist diverse kuriose Vorkehrungen für die Ankunft von feindlichen Aliens, die aber nie eintreffen. Schliesslich verlässt der Mann das Wohnhaus und lebt ein grosszügiges Leben, was Fehr mit derselben Überschwänglichkeit vorträgt.

Eine überraschende Wendung nimmt Fehrs Performance, als er plötzlich einen Ausschnitt aus seinem Musikprojekt «super light» singt. Was als Lesung begann, ist so endgültig zur Blues-One-Man-Show geworden.

Von Severin Lanfranconi und Ronja Holler