Uetz ist schuld

+++ Das Unwetter der vergangenen Nacht wurde nachweislich durch Christian Uetz verursacht, der unbedingt um 22.30 Uhr auf der Aussenbühne seinen «Engel der Illusion» noch einmal zum Besten geben musste. (Unten: Archivaufnahmen vom Freitag.)

Uetz

Noch vor Beendigung der Strafpredigt zeichneten sich der Aare abwärts die ersten Blitze ab, kaum hatte Uetz die Bühne verlassen, wurde der Landhausquai dann von Stürmen heimgesucht, Regen setzte ein, der Glacéstand musste vorzeitig schliessen. Beifällige Anerkennung für die Performance kamen von Patti Basler („Gut, aber ich war schon besser“) und Judith Keller („Ja nu: Angeri sägeds angersch. De Levinas zum Byschpiel“). Damit aber nicht genug. Gerade hatten sich die Böen wieder gelegt und die Umstehenden sich zum Ausklang in die Stehbar No. 19 verzogen, um den letzten Runden von Urweiders Flaschendrehen beizuwohnen, sah sich Uetz genötigt – man war kaum angekommen – sich schnellstmöglich in die Runde der Drehenden zu mischen, um seine Stimme ein weiteres Mal zu erheben. Ariane von Graffenried ahnte auf der Gasse bereits augenrollend „Itzt chunnts de grad wider“ – et voilà, der Donner folgte ihm. ++++

„Litter à tour“ – Einwegtexte über die Menopause der Madame Montagne

Nachmittag in Solothurn. Es ist heiss, eine gewisse Mittagsmüdigkeit stellt sich ein. Und dann kommt Patti Basler. Scheinbar in einem Atemzug gibt sie eine Ode an die Komposita im Kontext der zeitgenössischen nominalen Bindungsängste von Jugendlichen, liefert ein Requiem an eine berühmte Legehenne – die (oder das?) Eier-leg-ende – und eine Antwort auf Kreneks Liederzyklus über die österreichischen Alpen. „Madame Montagne: Das Ende des Zyklus‘ in den Sprachen der sieben Alpenländern.“ Und die Alpen als Frau in den Wechseljahren, gebeutelt von Wanderzecken und iPhone-Trägern, wo doch ihr eigener iSprung schon lange vorbei sei. Die Tage des jungfräulich von Wolken verdeckten Hauptes werden von Zeiten der Enthüllungspflicht abgelöst, wie auch die Sprachen und Dialekte der Alpenländer in der Performance der Vize-Schweizermeisterin im Poetry Slam 2018 fliessend ineinander übergehen.

Littering, das sei ja das grösste Problem bei diesem Wetter. Und davon habe Patti Basler in Form von Einwegtexten auch gleich etwas mitgebracht. An Müll erinnern die temporeichen Texte jedoch keineswegs – eher an einen Sturm an Andeutungen und Wortspielen: Überraschend, erfrischend und vor allem direkt.