Home Office – Ein Plädoyer gegen das ECTS-Lamento

Bologna hat aus genuin wissbegierigen, intrinsisch motivierten Liz-Studierenden eine Horde geistloser ECTS-Trottel gemacht, die sich nur noch für eines interessieren: Punkte zählen. Damit wird jetzt aufgeräumt, denn an den Soloturner Literaturtagen sind wir Studierenden – man will es ja kaum glauben – freiwillig. Keine Leistungsnachweispeitsche, keine Punkte am Horizont, keine Wegabkürzung zum Masterdiplom. Kein Punktejunkie weit und breit. Obsessiv machen wir hier nur eines – schreiben. Essen, trinken, schlafen – wer braucht das schon? Wir jedenfalls nicht. „Mach ma’ Pause!“ Kein Mensch regt sich.
Nicht nur der Schlafentzug entlockt uns wiederholt ein müdes Gähnen, auch abgedroschene Studierendenklischees tun das. Und die Žižeks und Byung-Chul Hans könnt ihr im Übrigen auch wieder einpacken: das ist keine Ideologie-blinde Selbstausbeutung des Kulturprekariats unter dem Prätext der „Freiwilligkeit“. Was wir hier genau machen, darüber werden wir – zum Glück! – noch lange streiten, aber wieso wir tun, was wir tun, wissen wir ganz genau: Wir brennen für die Literatur. Echt jetzt. No money, no sex, no drugs – just words. Und trotzdem kriegen wir einfach nicht genug.