Auftakt zu «Zürich liest»

«Wir könnten eigentlich ein ganzjähriges Festival ausrufen.» So beginnt Stephanie von Harrach vom Ressort Literatur der Stadt Zürich die Eröffnungsveranstaltung. Denn Zürich liest, schreibt, übersetzt, verlegt, illustriert, vermittelt, berät und verkauft, rezensiert und stellt aus. Und die Akteure, die genau das machen, haben sich am Mittwochabend im Kaufleuten eingefunden. So befanden sich im Publikum unter anderem Gesa Schneider (Literaturhaus Zürich), Corina Freudiger (Kaufleuten Literatur), Dani Landolf (Geschäftsführer Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband), Esther Schneider (SRF) und Anica Jonas (Dörlemann Verlag). Moderiert wurde der Abend von der Kulturmoderatorin Monika Schärer.

Violanta von Salis, Janka Wüest und Martin Walker von der Festivalleitung mit Moderatorin Monika Schärer

Die Eröffnungsrede zur siebten Ausgabe des Festivals hielt der Regisseur, Autor und Essayist Milo Rau. Unter dem diesjährigen Festivalmotto «Figuren und Fakten» sprach er über l’art pour l’art und politisches Erzählen. Nach Peter Stamms Aufruf zur Zweckfreiheit von Literatur und Jonas Lüschers Relativierung in den Eröffnungsreden der beiden letzten Jahre, verhält sich Rau neutral und gibt beiden Recht. Rau plädiert für die Komplexität von Texten und Kunst an sich: «Ein engagierter Künstler ist ein Mensch, der einen Raum öffnet, wo Dinge passieren, die er selbst nicht mehr unter Kontrolle hat.» Für seine Film- und Theaterprojekte unternimmt Rau ausgedehnte Recherche-Reisen, führt lange Gespräche und guckt, was auf ihn zukommt. «Ich sehe mich oft als Müllsammler», sagt Rau über seine Arbeitsweise. Das gesammelte Material selbst dient ihm meist nicht als Gegenstand für Bücher und Theaterstücke, sondern nur als Anstoss für eine fiktionale Umsetzung. In ähnlicher Weise verfährt er mit seinem Publikum und sagt: «Guck mal, was dir das gibt.»

Mit einem letzten Stück entlässt die Cellistin und Sängerin Fatima Dunn das Publikum in den Abend und in ein dichtes Festivalprogramm. Denn, wie es Stephanie von Harrach sagt: «Wir kommen nicht zum Schlafen, weil Zürich liest.»

Fabian Hermann, Carla Peca, Theresa Pyritz, Julien Reimer

«Zürich liest» – Auftakt im Kaufleuten

Die «Zürich liest»-Empfehlungen der Auftakt-Gäste:

  • Stefanie von Harrach: «Nora Gomringer liest Dorothy Parker» im Odeon, Sa 28.10, 10:30 Uhr
  • Violanta von Salis: «AJAR – zweisprachige Performance des Autorenkollektivs» im Cabaret Voltaire, Sa 28.10, 17:30 Uhr
  • Martin Walker: «Politik der Bewegung – Florian Inhauser diskutiert mit Bruno Ziauddin und Martin R. Dean über Flucht und Migration» im Karl der Grosse, Sa 28.10, 20:30 Uhr
  • Janka Wüest: «Schifffart mit Birgit Vanderbeke – Wer dann noch lachen kann» im Theatersteg, So 29.10, 14:00 Uhr
  • Milo Rau: «Dichter-Duett: Franzobel im Gespräch mit Robert Schneider» im Karl der Grosse, Sa 28.10, 18:30 Uhr
  • Fatima Dunn: «Buchpremiere: Gion Mathias Cavelty – Der Tag an dem es 499 Franz Klammers regnete» im Kosmos, Do 26.10, 20:00 Uhr