Wie Fantasy-Welten erschaffen werden


Die Lesung hält der Autor Reto Buchmann ganz alleine, ohne Moderator. Er steigt direkt mit dem Vorwort seines ersten Buches in die Lesung ein. Mit volltönender Stimme und mit theatralischen Hintergrundsgeräuschen – im ersten Abschnitt mit einem Gewitter hinterlegt – erzählt er von dem Jungen im Waisenhaus, der von Soldaten gesucht wird und ihn aus den Fängen der bösen Priester der sogenannten «Blutmühle» entreissen versuchen. Die Stimme des Autors ist dabei so eindringlich, dass hinter meinem geistigen Auge die Figuren zum Leben erwachen. Sogar die Details wie das kalte Lächeln des Priesters und die Angst des Jungen werden deutlich gezeichnet.

Reto Buchmann liest aus «Blutmühle» vor.

Es gibt selten Fantasybücher, betont der Autor, in denen sich der Held mal hinsetzt und über seine Probleme redet. Warum auch? Sie sollen von spannenden und mitreissenden Abenteuergeschichten handeln. Immer stürzt man sich von einem Abenteuer zum nächsten. Es bleibt so keine Zeit um tiefgreifend über die traumatische Vergangenheit zu sinnieren. Da aber sollen die beiden ersten Bücher über den Hexentöter Abhilfe schaffen. Buchmann erschafft mit den beiden ersten Bänden seiner Trilogie eine Figur, die während seiner unfreiwilligen Reise mit posttraumatischen Belastungsstörungen kämpft und dabei nicht die gängigen Fantasytropen vom tollkühnen Helden bedienen soll. Das verrät auch schon der Name. Anstatt einen fantasievollen Namen erhält der Protagonist den Namen Johann Müller. Durchschnittlicher und menschlicher könnte die Hauptfigur gar nicht erscheinen.

«Eine eigene Welt erschaffen tut jedes Kind», erzählt der Autor, «Die Erwachsenen machen dies nicht mehr so sehr.»

Reto Buchmann über die Erschaffung von Fantasy-Welten

Die Lesung beinhaltet auch eine kleine Anleitung für angehende Schriftsteller und Schriftstellerinnen. «Eine eigene Welt erschaffen tut jedes Kind», erzählt der Autor. «Die Erwachsenen machen dies nicht mehr so sehr.» Sobald der Schriftsteller eine neue Welt erschafft, muss man diese dem Leser näherbringen. Die neue Welt sollte nach Buchmann dabei einen Handlungsrahmen haben, an dem sich die Leser orientieren können. Es muss nicht immer gleich alles ins letzte Detail erklärt werden. Sonst verwandelt sich der Roman in einen langweiligen Wikipedia-Artikel. Es ist aber dennoch nützlich sich an gängigen Strukturen zu orientieren, wie es dies zum Beispiel Herr Buchmann mit den Priestern macht, die Mönchen aus klösterlichen Gemeinschaften ähnelt. Oder er verweist auf gängige Motive aus der Fantasyliteratur und lässt sich von Warhammer oder Witcher inspirieren.

Der Autor erzählt über seine Schreiberfahrung und gibt Tipps für angehende Schriftsteller und Schriftstellerinnen.

Seine grosse Expertise über Fantasy eignete sich Reto Buchmann schon während seiner Jugend an, wo übrigens auch schon die ersten Ideen zu seinen Büchern entstanden. 2007 bildeten sich die ersten Ideen in der Schule. Sieben Jahre später schrieb er ein paar wenige Seiten, von denen heute noch knapp 3 Seiten in seinem Buch stehen. Während einer Weltreise in 2018 konnte er sich dazu überwinden sein erstes Buch fertig zu schreiben. Sieben Jahre hatte es gedauert den ersten Teil zu schreiben, das zweite Buch war innerhalb von sechs Monaten fertig. Das letzte Buch hat gerade die 100’000 Wörter-Marke geknackt und sollte in wenigen Monaten fertig sein. Wir bleiben dran.


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