Tierwelt: Zürich und seine Stadtfauna


Die Buchvernissage der Neue Stadtfauna: 700 Tierarten der Stadt Zürich findet im Gang eines Gewächshauses statt. Es wurde eine Bühne mit einem Projektor aufgebaut. Wenn es um die Natur geht, hat alles seinen Platz: denn der Mensch versteht es immer, Räume jeglicher Art und unter allen Umständen zu verändern, zu beeinflussen und sogar in sie einzudringen. Es wird auf einige weitere Personen gewartet, die im abendlichen Stadtverkehr feststecken. Während der Viertelstunde, die vergeht, bevor der Band besprochen wird, ist es unvermeidlich, sich umzuschauen und links und rechts des Raumes grosse Pflanzen mit ungewöhnlichen Blüten zu bemerken, die man in der Natur in der Stadt nie gesehen hat.

Die Einleitung des Buches ist sehr ausführlich und mit einem herzlichen Dank versehen an alle, die an der Erstellung des Buches beteiligt waren. Ja, denn alles in allem war es eine Teamleistung. Die Herausgeber sind Stephan Ineichen, der heute Abend das Buch vorstellt, Max Ruckstuhl und Stephan Hose. Diesem Band ist der erste Band aus dem Jahr 2010 vorausgegangen. Der Band enthält heute nicht nur 700 Tierarten, sondern auch eine enzyklopädische Perspektive, in der sowohl bekannte als auch weniger bekannte Tiere vorkommen. Die Bedeutung dieser Sammlung liegt in der offensichtlichen Veränderung der Umwelt und damit der Artenvielfalt der letzten Jahre in Zürich. Es fliesst kurz in metaphorischen Tönen, die das Publikum entlang der Überprüfung der Daten und Informationen im Buch lächeln lassen. Ein Kompendium von «Informationsnektar» von Seite zu Seite, wie die Wildbienen, die Blumen und ihre Farben studieren und dann den Nektar auf ihren Bäuchen hin und her tragen. Hier «Zürich liest nicht nur, sondern schaut auch genau hin». So tragen alle Natur- und Umweltschützer*Innen, alle Gärtner*Innen, Architekten*Innen, Biologen*Innen , Anthropologen*Innen usw. zur Schaffung neuer Lebensräume zwischen Mensch und Tier bei, da «die Natur ist auch kein Polyhof». Es handelt sich um eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit Tieren, welche in unseren Leben auch leben. Nicht zu vergessen das braune Langohr – auf der letzten Seite des Buches – eine seit einigen Jahren wachsende Fledermauspopulation, die uns auch zum Nachdenken darüber anregen soll, dass «Zürich nicht nur liest, sondern auch hört».

Der Band ist in mehrere Teile gegliedert, wobei der umfangreichste Teil den detaillierten Artenporträts gewidmet ist, die aus Platzgründen natürlich nicht jede einzelne der 700 gesammelten Tierarten umfassen. Ausserdem wird die Struktur der Zürcher Grünflächen beschrieben. Nach mehr als zehn Jahren zeigt sich heute dank einiger Verbesserungsarbeiten an einigen Flussbetten, dass die Vermehrung einiger Arten, die für die lokale Fauna schädlich sind, besser kontrolliert wird und somit ein allgemeines Gleichgewicht zwischen Verlust und Wiederherstellung über Generationen besteht. Dies wurde beispielsweise dort beobachtet, wo die Morphologie der Gewässer für die Umwelt und die dort lebenden Arten stimmt. Im Landwirtschafsgebiet, das weitgehend von der Stadt verwaltet wird, gibt es viel mehr Kontrollen für eine stärkere Aufwertung der Artenvielfalt. Im Siedlungsgebiet hingegen gibt es sowohl viele Vorteile – mit Ecken, die bestimmten Insektenarten gewidmet sind, mit der Anpflanzung bestimmter Pflanzenarten – als auch viele Nachteile – mit der Zunahme von Gebäuden, die das Grün beseitigen. Deshalb hat es die Igelpopulation schwer, in der Stadt zu wachsen. Auch daher erhofft man sich eine allgemeine Zunahme des Verständnisses für das Ökosystem.

Seit gut zehn Jahren kann man mit grossem Erstaunen feststellen, dass Zürich artenreicher geworden ist. Ein Beispiel dafür war die Sichtung einer neuen Wolfsart im Uetliberggebiet. Auch tropische Arten überleben im Stadtgebiet, da die Temperaturen das ganze Jahr über durchschnittlich hoch bleiben.
Abschliessend sei noch einmal darauf hingewiesen, dass das Buch auch all die hässlichen und nervigen Arten wie die Mücke und die Zecke berücksichtigt – gerade in diesen unerhört warmen Nächten lassen sie sich nochmals live und in Farbe besichtigen.

Von Sabrina M. Buonvicino


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