Er liebte sie mehr als alle Schafe, Kühe und Pferde

«Wie ein lebendiger Sir Lancelot war er in ihr Leben gestürmt und hatte ihr Herz erobert», raunte Dustin Hofmann über den Rand des sprechenden Covers «Der Liebesschwur des Highlanders» ins Mikrophon. DieHistorical-Gold-Ausgabe ist nur eine von vielen Varianten des Kioskromans, aus denen Nora Zukker und Dustin Hofmann zu später Stunde im Karl der Grosse ihre persönlichen Highlights vorlasen. Sie führten das Publikum sachte in die erotischen Untiefen der Groschenliteratur, bauten langsam Spannung auf und führten das Publikum Schritt für Schritt zum Höhepunkt. Des Abends natürlich.

Die Geschichten von Rokko, Sergio, Domenico, Samantha, Sue, Alisha und wie sie alle hiessen, deckten von Historical Highland-Erotik bis zu New Yorker Speed-Dating-Romantik alle Genres und Vorlieben ab. Begierig wartete das Publikum auf altbekannte Klischees und neue Fantasien und bejubelte Sätze wie: «Sie war kurz davor, den Gipfel zu stürmen»; «Ihre Zungen tanzten Tango»; «Immer wieder wurde sie von neuen Nachbeben erschüttert»; «Legen Sie los» oder «Aphrodite, die Schaumgeborene, stieg in ihrem Schlafzimmer im Morgenlicht aus dem Meer».

Historical Gold, Historical Season, baccara, Julia

Der Abend bot Inspiration für bleibende Komplimente. Von einem gewissen Coleyne lernten wir, dass er seine Mary mehr als alle Kühe, Schafe und Pferde liebte und von Rokko, dass seine Angebetete noch besser schmeckte als sie aussah. Von scheuem Kichern bis zu lautem Gelächter – das Publikum hat sich prächtig amüsiert. Selbst die Leserin Nora Zukker konnte stellenweise vor Lachen selbst nicht mehr weiterlesen. Ihre Mundwinkel zuckten des Öfteren, wenn Dustins sonore Stimme heisse Kiosk-Poetik säuselte. Auch er schmunzelte zwischendurch über Noras lüsterne Worte, doch wie ein wahrer Highlander wahrte er die Contenance.

Theresa Pyritz, Carla Peca

Für uns bei «Zürich liest»:
Carla Peca

Während Carla Peca vor einem Jahr als Praktikantin beim Strauhof noch auf der Veranstalterseite stand, ist sie dieses Jahr als Bloggerin am «Zürich liest» unterwegs und möchte so vielen Lesungen wie nur möglich besuchen. Sie freut sich auf ein Wiedersehen mit der Dichterin Nora Gomringer, die bereits letztes Jahr bei «Zürich liest» zu Gast war, auf Seitensprünge mit Michèle Binswanger und Kioskroman-Erotik mit Nora Zukker und Dustin Hofmann. Sie interessiert sich auch für die Geschichten starker Frauen anderer Kulturen und kann es kaum erwarten Ken Bugul, die aktuelle Writer in Residence des Literaturhaus Zürichs, endlich live lesen zu hören und wird – schliesslich sollen Kunstbücher nicht zu kurz kommen! – von der Buchvernissage mit der Fotografin Amélie Losier und der anschliessenden Podiumsdiskussion über Frauen in Ägypten berichten.

Carla Peca studiert Germanistik und Kunstgeschichte in Zürich, wo sie auch lebt und arbeitet.