Irreführender Titel

«Rezensionen auf keinen Fall mit einem Zitat beginnen», riet der Dozent und verwies auf die elektronisch erfasste Rezeptionsverweigerung, die solche Auftakte provozieren, wobei ja jeder weiss, dass der noch zögerliche Leser vorranging verschreckt wird durch Satzgebilde, die – zum Beispiel aufgrund von Parenthesen – zu keinem Ende finden. Zu meiner wie der Leserschaft Erleichterung wird die seriöse Berichterstattung zur Sofalesung mit Yael Inokai von Kollegin Brügger übernommen, demnach sei dieser Beitrag eine so kurze wie euphorische Laudatio auf die Gastgeber: ein Danke der Dame des Hauses für Speis & Trank, deren Güte zweifellos auch zu schätzen wusste, wer sich nicht am Monatsende durch Bohnendosen löffelt, und dem Hausherrn, aus dessen imposanter Bibliothek sich jeder Zuhörer einige Exemplare abgreifen durfte («Wer den ganzen Knausgård nimmt, bekommt eine Tüte dazu»). Gerührt von dieser Grosszügigkeit, etwas beschickert und überladen wie eine Ameise taumelte ich heimwärts und fand auf Höhe Langensteinenstrasse an einer gutbürgerlichen Hecke Halt.
Wer nun den Eindruck gewonnen hat, die Verfasserin sei leichter zu bestechen als ein Mitarbeiter des sizilianischen Hochbauamts, dem sei versichert: unbedingt! Ich empfehle es selber nachzuprüfen.

 

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Laura Clavadetscher

Laura Clavadetscher, Studentin der Germanistik und Neuroinformatik in Zürich, betreibt einen subfontanellen Salon für sympathisch nutzlose Ideen und sitzt seit Jahren an einem Sonettkranz für Paul Newman. Hat sich vorgenommen, in jeder Rezension die Wendung "Parabel auf das Leben" anzubringen.