Drei Bühnen für den Nachwuchs

Drei Gewinnerinnen

Der Saal im Landeshaus füllt sich. Auf der Bühne sitzen die drei Gewinnerinnen des Schreibwettbewerbs „OpenNet“ der Solothurner Literaturtage, flankiert von zwei Moderatorinnen. „Allegro“, sagt Bettina Vital. Die Eröffnungsworte sind Rätoromanisch, denn erstmals ist ein rätoromanischer Text unter den Gewinnern. Die beiden anderen, die aus den 140 Einsendungen ausgewählt wurden, sind deutschsprachige Texte. Die Gewinnerinnen Flurina Badel, Mara Meier und Marta Piras präsentieren in einer Lesung und im Gespräch mit der Jury ihre Gewinnertexte. Diese führen das in der Gedankenwelt eines Schulmädchens, dann in eine vom Krieg erschütterte Dystopie und schliesslich in die Wohnung von jemandem, der sich für den dritten Weltkrieg rüstet.

In der Eröffnungsrede betont die Moderatorin, dass es ein Hauptanliegen der Literaturtage sei, den Nachwuchs zu fördern. Diesen Vorsatz ist auch in anderen Veranstaltungen zu sehen.

Junge Diskussionskultur

Im Format Skriptor hingegen diskutieren junge oder im Literaturbetrieb gerade erst angekommene Autorinnen und Autoren neben etablierten über unveröffentlichte Texte. Das Vorhaben, auch die neue Generation zu erreichen und junge Leute die Freude am Schreiben und an der Literatur näher zu bringen, scheint zu wirken – wenn ich mich umblicke, ist der Altersdurchschnitt jünger als bei den anderen Lesungen.

Andrang an der „offenen Bühne“

Den Förderpreis „OpenNet“ der Literaturtage gibt es in dieser Form seit 2001. Davor gab es den „offenen Block“, in dem jedermann und jede Frau etwas Selbstgeschriebenes vortragen konnte. Vor zwei Jahren hat sich dafür die „offene Bühne“ herausgebildet, ein Wagon mit Schreibtisch und Mikrofon. Auf dem Klosterplatz können Autorinnen und Autoren ihre Texte öffentlich präsentieren. Auch einmal in Solothurn lesen, das wollen viele. Die Betreuerinnen der „offenen Bühne“, Nadia Brügger und Sara Wegmann, sagen, der Andrang sei hoch. Vor allem am Freitag und Samstag, als schönes Wetter war und die Leute an der Aussenbühne vorbeiflanierten und einfach mal stehen blieben. So mussten sie auch schon Leute abweisen, weil es zeitlich nicht mehr reichte. Die Schreibenden, die den Sprung auf die Bühne gewagt haben, reichten von der Schülerin bis zum Rentner. Vor allem Lyrik sei vorgetragen worden, aber auch Kurzprosa und Erzählungen. Nicht nur bei den Lesenden, auch beim Publikum ist das Format beliebt. Die Leute diskutieren meist noch lange über die gehörten Texte, meint Nadia Brügger. So ist nicht auszuschliessen, dass schon bald auf den Hauptbühnen von Solothurn die eine oder der andere Schreibende davon berichtet, wie sie oder er einst die ersten Schritte in die literarische Öffentlichkeit auf einer dieser drei Bühnen gewagt hat.