Schriftsteller-Nati liefert solides Spiel gegen Rakete Solothurn

Für einen Sieg hat es der elfköpfigen Mannschaft leider nicht gereicht. Ein Auswechselspieler musste vom zahlenmässig überlegenen Gegner ausgeliehen werden. Besonderes Lob verdienen Patric Modiano und Demian Lienhard, die beide jeweils ein Tor erzielten und damit beim eher demütigenden Zwischenstand von 5:0 noch etwas Ergebniskosmetik betrieben. Dem Torwart, Autor dieser Zeilen, darf hier nicht die ausschliessliche Schuld zugewiesen werden, denn die körperlich eher kleine Nummer 1 hielt, was das Zeug hält. Der gute Mannschaftsgeist zeigte sich dann auch in den beiden Treffern, welche in der zweiten Halbzeit noch versenkt werden konnten. Zum interessierten Publikum an der Seitenlinie gehörte wie jedes Jahr Peter Bichsel, welcher es sich nicht nehmen liess, den Anstoss zu tschuten.

Aber auch sonst hatte die Lokalpresse ihre helle Freunde an der versammelten Literaturprominenz, die sich ihren Weg auf dem Platz frei kickten, darunter Pedro Lenz, Bänz Friedli, Wolfgang Bortlik, Andri Perl und Patrick Tschan.

Halbzeit: 2:0
Endstand: 5:2
www.schriftsteller-nati.ch

Ein sicherer Wert: Volker Braun

Gedichte sind Zufallsfunde, es muss mehr gestrichen als geschrieben werden, findet Volker Braun. Aber was er findet, hat es in sich. Seine «Handbibliothek der Unbehausten», deren Titel auf ein freistehendes Bücherregal zurückgeht, ist genau das. Eine Sammlung dieser Zufallsfunde, bei denen man das Gefühl kriegt, die ganze Welt habe sich hier bedient und wieder reingelegt. Dieser Eindruck trifft hart mit der Strenge Volker Brauns zusammen, die sich auch formal niederschlägt. Zum Beispiel, wenn auf Seite 8 im Hexameter des dritten Distichons Volker Braun die zwingende bukolische Brücke zwischen «vom» und «Fleisch» ignoriert, die dann tatsächlich «abfällt». Erleichtert hört man aber auch das «Smartfon», neckisch der eigenen Sprache angepasst.

Nur einmal wird mir unangenehm, wenn ein «abgemagerter Leib», dessen «Sternum aus der Brust ragt» sich nach einem weichen Busen sehnt, «der [das] Blut beschleunt; fest wie für ewig vertäut». Formal einmal mehr meisterlich, ist dieses Bild des alternden Herrn, der sich nach «lieblicher» Gesellschaft sehnt, doch abgenutzt bis klischiert.

Das ist erstaunlich, besonders insofern, dass Volker Braun ansonsten eigene Bilder und Klänge findet, ob nun zufällig oder nicht.

Unser Team für Solothurn:
Carlo Spiller

Carlo Spiller studierte Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaften und Philosophie an der Universität Zürich, danach am Schweizerischen Literaturinstitut. 2016 erhielt er das Aufenthaltsstipendium des Literarischen Colloquiums Berlin. Für das Schweizer Buchjahr berichtet er live vom Fussballplatz und aus dem Publikum über das Geschehen auf der Bühne.