Giving everything away

 Urs Faes eröffnet im Landhaus mit einer Lesung aus „Halt auf Verlangen“ – einem Text, der in der Präzision seiner Körperbeobachtungen meisterhaft sich in die Tradition der Krebsliteratur einreiht. Neben Fritz Zorns „Mars“ steht er dann dort, aber auch – darauf weist die Moderatorin Valerie Heintges treffend hin – neben David Bowies finalem Album „Blackstar„. Der „Blackstar“ ist eine Läsion, die auf eine Tumorerkrankung hinweist – und auch Faes‘ „Fahrtenbuch“ liest und schreibt auf der Haut: Die „Stanzistin“, eine medizinische Tätowiererin, graviert die Krankheit in den Körper – während an ihrem Handgelenk die Vermählung von Amor und Psyche sich abzeichnet. Die Schöpfung und ihr Ende sind Körperschriften – und zwischen ihnen liegt die Literatur.

„Autobiographisch“ ist für Faes kein Angstwort. „Ich verberge mich nicht „, er selbst, seine Geschichte ist im Buch – aber der Weg vom Leben in die Literatur ist dann auch ein Weg in die „andere Sprache“. Lesbar wird dieses Leben, weil es in die „modellhaft-exemplarische Form“ findet, in der sich der Zustand der Gefährdung auszusprechen vermag, der weit über eine „Krankengeschichte“ hinausreicht.

Beeindruckend führt Faes auch vor, wie Krebstherapie auch Sprachpolitik ist – und dass die kriegerische Sprache, die sich um die Therapie herum bildet (vom „ausmerzen“ bis zu den „killing fields“), die reflexive Auseinandersetzung mit der Krankheit eher erschwert als ermöglicht.